Neue Chemnitzer Synagoge geweiht

Chemnitz (epd). Fast 64 Jahre nach Zerstörung der alten Synagoge hat die jüdische Gemeinde in Chemnitz ihr neues Gotteshaus geweiht. Das für rund 4,6 Millionen Euro neu errichtete jüdische Gemeindezentrum sei Ergebnis des «Bedürfnisses in Sachsen nach jüdischem Leben», sagte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel. Landesrabbiner Salomon Almekias-Siegl würdigte den Neubau als «wahr gewordenen Traum». Zur Weihe hob er die Thora in den Thora-Schrein und zündete in einem symbolischen Akt das ewige Licht an. Es grenze «fast an ein Wunder, dass Deutschland nach dem Holocaust wieder eine verlässliche Heimat für Juden ist», sagte Spiegel. Ohne den Namen des FDP-Politikers Jürgen Möllemann zu erwähnen, wies Spiegel erneut den Vorwurf zurück, Juden seien «selbst verantwortlich für einen wiederaufkeimenden Antisemitismus in Deutschland». Es dürfe «nicht geschwiegen werden bei Angriffen auf Juden», forderte er. Der sächsische Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) sagte in einem Grußwort, für die jüdische Gemeinde in Chemnitz habe ein neuer Zeitabschnitt begonnen. Er appellierte an die Gesellschaft, eine «gemeinsame Zukunft» von Juden und Nichtjuden zu gestalten. Der Vorsitzende der Chemnitzer Gemeinde, Siegmund Rotstein, bezeichnete die Einweihung der neuen Synagoge als «ein Wunder». Dies verpflichte dazu, an die Opfer des Holocausts zu erinnern. Die Synagoge entstand nach Plänen des jüdischen Architekten Alfred Jacoby. Die Kosten trugen den Angaben zufolge hauptsächlich die Stadt Chemnitz und der Freistaat Sachsen. Heute hat die jüdische Gemeinde der Stadt rund 500 Mitglieder. Vor dem Zweiten Weltkrieg lebten in Chemnitz rund 3.500 Juden. Die Ende des 19. Jahrhunderts errichtete alte Synagoge wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört.