Größte russisch-orthodoxe Holzkirche Deutschlands im Bau

Von Karsten Wiedener, Magdeburg (epd). Voller Erwartung steht Erzpriester Boris Ustimenko an der gerade erst aus Beton gegossenen Platte, die einmal das Fundament bilden soll. Sie ist fast so groß wie ein Handballfeld. «Hier soll einmal die Treppe zum West-Eingang hochführen», sagt er und zeigt auf die mannshohe Holzverschalung für den Betonguss. Mit 30 Metern Höhe entsteht derzeit in Magdeburg die größte russisch-orthodoxe Holzkirche Deutschlands. Grundsteinlegung ist an diesem Donnerstag. Dazu erwartet Ustimenko unter anderem Erzbischof Feofan, Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche in Deutschland, der auch das Fundament weihen soll. Der Sakralbau soll einmal 300 Menschen Platz bieten und den Namen «Aller Heiligen» tragen. Geplant ist auch ein Gemeindehaus. Die ersten, in Russland vorgefertigten Holzelemente werden im Juni in Magdeburg erwartet. Spezialisten werden dann das Bauwerk in traditioneller Blockbauweise samt Kupferdach errichten. Die Weihe des ersten Kirchenneubaus der russisch-orthodoxen Kirche in Ostdeutschland seit der Wende ist für Mai oder Juni kommenden Jahres vorgesehen. Mit der Gestaltung der Innenausstattung des 2,5 Millionen Euro teuren Projekts werden Ikonenmaler aus Russland betraut. Den Ausschlag für den Standort Magdeburg gab Ustimenko zufolge deren Status als Landeshauptstadt. Zudem habe die Stadt bei der Suche nach einem kostenlosen Grundstück schnell und unbürokratisch geholfen. Dass die Holzkirche auf den Fundamentresten einer Deutsch-Reformierten Kirche stehen wird, hat für den Erzpriester große Symbolkraft. «Damit wird ausgedrückt, Kirche ist nicht zerstörbar und lebt auch über Kriege hinweg weiter», sagt der 39-Jährige. Die 1899 eingeweihte Vorgängerkirche wurde 1945 durch Fliegerbomben schwer beschädigt und danach abgerissen. Mit der Eröffnung der Holzkirche in Magdeburg werden auch die weiten Reisen ein Ende haben, die die mehr als 1.000 russisch-orthodoxen Christen aus Sachsen-Anhalt auf sich nehmen müssen, wenn sie ihre Gottesdienste in eigenen Kirchen feiern wollen. Bislang fahren sie dazu nach Berlin, ins niedersächsische Gifhorn oder nach Leipzig.