Gefängnisseelsorger: Resozialisierung ist gefährdet

Mainz (epd). Die Resozialisierung von Strafgefangenen ist nach Ansicht der Evangelischen Konferenz für Gefängnisseelsorge durch Sparmaßnahmen gefährdet. Es entstehe ein "Zwei-Klassen-Vollzug" in deutschen Gefängnissen, sagte der Vorsitzende der Konferenz, Dieter Wever, in Mainz. Dort tagte die Vereinigung von 300 Gefängnispfarrern zum 75-jährigen Bestehen. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Anstaltsleiter im Strafvollzug, Klaus Winchenbach, sagte auf epd-Anfrage, die Zahl der Betreuer im allgemeinen Strafvollzug sinke. Für neue Aufgaben werde kein neues Personal eingestellt. Gleichzeitig werde für Gefängnisse ein Finanzbudget festgelegt mit dem Ziel, Personal einzusparen, hieß es auf der Tagung weiter. Psychologen und Sozialarbeiter würden von angeblich "hoffnungslosen Fällen" wie Mehrfachtätern, Drogenabhängigen, Angehörigen der organisierten Kriminalität und ausländischen Straftätern abgezogen. Das "Gesetz zur Bekämpfung von Sexualdelikten und anderen gefährlichen Straftaten" habe zu einem "Verschiebebahnhof" von Psychologen und Sozialarbeitern in den Gefängnissen geführt, so die Gefängnisseelsorger. Für die gesonderte therapeutische Unterbringung von Sexualstraftätern würden bundesweit etwa 3.000 zusätzliche Haftplätze gebraucht.