Lebenshilfe in kurzen Hosen

Von Peter Reindl, Nürnberg (epd). Lothar Deeg kennt das Lächeln auf den Gesichtern der Umstehenden nur zu gut. Ein bisschen skeptisch, ein bisschen spöttisch gucken die Leute, wenn der Nürnberger Diakon den Lastwagenanhänger mit der Aufschrift «Kirche Unterwegs» auf dem Campingplatz einrangiert. Das schiefe Lächeln besagt: «Oh Gott, was will denn die Kirche hier?» Am 11. und 12. Mai feiert die «Kirche Unterwegs» ihr bundesweites 50-jähriges Bestehen. Ein Bergmann aus Westfalen soll es gewesen sein, der in den Anfangsjahren der Bundesrepublik erstmals mit frommen Traktaten die Zeltplätze abklapperte. Die Ein-Mann-Mission mauserte sich zum anerkannten kirchlichen Arbeitszweig, der nach und nach in allen Landeskirchen Fuß fasste. Ob auf den friesischen Inseln, an der Ostseeküste, den bayerischen Seen oder der Lüneburger Heide: Auf fast 100 Plätzen ist die Campingkirche im Sommer vertreten. «Wo wir sind, da sind wir auch beliebt», findet der für die Campingseelsorge zuständige Sportpfarrer Klaus-Peter Weinhold vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (Hannover). Die Kirche sorge dafür, dass es «irgendwie beseelter» zugehe. Platzbetreiber und Fremdenverkehrsverbände wüssten das durchaus zu schätzen. «Sonst würden wir ja gar nicht eingeladen», sagt Weinhold. So sieht das auch Diakon Deeg, der seit sechs Jahren Stammgast auf den weiß-blauen Campingplätzen ist. Das abschätzige Anfangslächeln stört ihn nicht. Schließlich weiß er aus Erfahrung: Es dauert nicht lange und die Leute gucken ausgesprochen freundlich drein. Vor allem das Kinderprogramm lässt die Vorbehalte der Erwachsenen dahinschmelzen. Da wird gebastelt und gespielt, am Lagerfeuer Brot gebacken und zum Quiz-Wettstreit à la Günther Jauch eingeladen. Fromme Songs werden geträllert und biblische Geschichten erzählt. Das «Betthupferl» wird für die Kinder zum gesegneten Abschluss des Tages und der Familiengottesdienst für die Eltern zum Bestandteil der Urlaubswoche. «Die Kinder sind der Anknüpfungspunkt, dann schauen auch die Eltern vorbei», sagt Deeg. Sie erleben eine Kirche, die in kurzen Hosen daherkommt, ganz ohne Schlips und Kragen. So manchen Urlauberseufzer «wenn denn die Kirche zu Hause auch so unverkrampft wäre...» hat Deeg schon gehört und dann stets den Rat gegeben, es doch mal wieder mit der Heimatkirche zu versuchen. So verstaubt, wie die meisten dächten, gehe es dort nämlich längst nicht zu. Informationen sind im Internet unter www.Kirche-unterwegs.de abrufbar.