Intendanten wollen Gewaltdarstellungen eindämmen

Berlin (epd). Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und die Intendanten der öffentlich-rechtlichen sowie die Leiter der privaten Rundfunkanstalten wollen die Gewaltdarstellungen in den elektronischen Medien eindämmen. In einem Gespräch einigten sie sich darauf, einen Runden Tisch zu diesem Thema zu bilden, teilte die Bundesregierung mit. An den Verhandlungen sollen der Bund, die Länder, die Fernsehanstalten sowie Internet-Provider und Videoproduzenten teilnehmen. Ein Termin wurde noch nicht festgelegt. Zudem kündigten die Intendanten an, Anti-Gewalt-Werbespots ausstrahlen zu wollen. Schröder hatte zu dem Gespräch, an dem auch Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD), Familienministerin Christine Bergmann (SPD) und Kultur-Staatsminister Julian Nida-Rümelin teilnahmen, eingeladen, um über Konsequenzen aus dem Amoklauf in Erfurt zu diskutieren. Der Bundeskanzler sagte, die Grundsätze zur Darstellung von Gewalt müssten überprüft und eventuell neu entwickelt werden. Däubler-Gmelin kündigte im ZDF-Morgenmagazin an, bei «laufenden Bildern» in elektronischen Medien «möglicherweise die Strafvorschriften heranzuziehen». Auch das Einschleusen illegaler Waffen innerhalb Europas müsse stärker unterbunden werden, so die Justizministerin. Sie appellierte an die Eltern, den Medienkonsum ihrer Kinder zu kontrollieren. Laufende Bilder hätten eine große Suggestivkraft und Vorbildfunktion. Es dürfe dabei nicht der Eindruck entstehen, dass Gewalt erfolgreich sei. ZDF-Intendant Markus Schächter erklärte, das ZDF werde bei den nächsten Gesprächen am Runden Tisch einen Kodex für besseren Jugendschutz vorlegen. Die gewaltträchtigen Filme der 80er und 90er Jahre würden mittlerweile von den Zuschauern weniger gewünscht. Auch im Kinderprogramm könne man daher leichter nach der Devise verfahren «nur senden, was auch die eigenen Kinder sehen dürfen», sagte Schächter. Es gehe jetzt darum «dieses Medium Fernsehen gemeinsam für eine zivilisatorische Vorstellung einer sinnvollen Gesellschaft» fit zu machen. Der Intendant des Mitteldeutschen Rundfunks, Udo Reiter, begrüßte die Einrichtung des Rundes Tisches. Es sei wichtig, Grundsätze zu Gewalt in den Medien zu besprechen, sagte Reiter im DeutschlandRadio Berlin. Er sprach sich für einen behutsamen Umgang mit Gewaltdarstellungen aus. Einerseits brauche man Bilder der Gewalt zur Aufklärung, aber «nicht jedes Bild in jeder Brutalität ungefiltert». Gewalt dürfe nicht verherrlicht oder verharmlost werden und auch nicht als Selbstzweck dienen. Skeptisch zeigte sich Reiter gegenüber Anti-Gewalt-Spots. Ob das eine große Wirkung entfalte, wisse er nicht.