Internationales Filmprojekt über das Leben des Reformators Martin Luther

Martin Luther kehrt nach Coburg zurück
Internationales Filmprojekt über das Leben des Reformators

Von Bernd Mayer (epd)

Coburg (epd). Seit Mitte April laufen in Ostdeutschland und Bayern die Dreharbeiten für ein spektakuläres Filmprojekt mit internationalem Staraufgebot: Das Leben Martin Luthers wird in Szene gesetzt - seine Entwicklung vom unbedeutenden Mönch zum «Glaubensspalter» nach historischen Fakten. Der kanadische Regisseur Eric Till, der im vergangenen Jahr mit dem mehrfach preisgekrönten Film «Bonhoeffer - die letzte Stufe» einen großen Erfolg feierte, will dabei den dramaturgischen Schwerpunkt auf den Menschen Luther und seinen persönlichen Kampf mit Gott und dem Teufel legen.

In dieser Woche wird Martin Luther in der Gestalt des 31-jährigen Hollywood-Stars Joseph Fiennes («Shakespeare in Love») nach Oberfranken kommen, begleitet von Friedrich dem Weisen (Peter Ustinov), seinem Förderer Johann von Staupitz (Bruno Ganz), Ehefrau Katharina von Bora (Claire Cox) und vielen anderen Zeitgenossen des Reformators. Wichtigster Drehort ist die Veste Coburg, Luthers Aufenthaltsort während des Augsburger Reichstages. Allerdings hat die Veste eine andere «Rolle» zu übernehmen: Sie wird im Film die Wartburg «mimen», weil der Bauzustand des Thüringer Originals nur noch wenig Ähnlichkeit mit dem in der Lutherzeit hat.

Die Berliner «Neue Filmproduktion» und ihr amerikanischer Partner Aid Association für Lutherans, ein Kirchenfinanzdienstleister, arbeiten seit drei Jahren an der Entwicklung dieses epischen Stoffes über das Leben Luthers. Mit der hochkarätigen Besetzung vor und hinter der Kamera soll, wie es im Begleittext der Neuen Filmproduktion heißt, «ein außerordentliches Kinoereignis - made in Germany» garantiert werden.

In der vergangenen Woche waren die thüringischen Lutherstätten in Eisenach, Wittenberg und Erfurt (Augustinerkloster) an der Reihe. Auf der Wartburg wurde das historische Geschehen von Worms inszeniert. Anstrengend sei es vor allem für Luther-Darsteller Joseph Fiennes gewesen, berichtet die deutsche Produktionsfirma, doch bislang sei alles «fantastisch gelaufen».

In dieser Woche, wenn der 180-köpfige Tross der Filmleute samt über fünfzig Maskenbildern nach Oberfranken kommt, spielt auch das malerische Städtchen Seßlach mit seinem mittelalterlichen Ambiente eine Rolle. Eine ehemalige Fabrik wird zur organisatorischen Zentrale. Eigentlich sollte hier auch Luthers Gegenspieler, Ablassprediger Johann Tetzel (Alfred Molina), seinen großen Auftritt haben, doch der katholische Pfarrgemeinderat ließ die Entfernung des Gestühls für die Dreharbeiten nicht zu.

Gerne hätten die Filmemacher auch den mittelalterlichen Stadtkern für einige Filmszenen als dekorative Kulisse genutzt, «aber da hätten alle Bäume ausgegraben werden müssen, und da spielte die Stadt nicht mit», sagt Sylvia Taus, die Leiterin des Tourismusbüros. Dafür förderte das katholisch geprägte Städtchen Seßlach auf andere Weise den Lutherfilm. Viele Bürger stellten sich als Komparsen zur Verfügung. (03713/28.4.02)