Bundespräsident kritisiert “flache” Fernsehprogramme

B e r l i n (idea) – Bundespräsident Johannes Rau hat scharfe Kritik am Nachmittagsprogramm der des Fernsehens geübt. “Im deutschen Fernsehen hat sich eine ganz schreckliche Verflachung ergeben”, sagte er vor Konfirmanden und Besuchern der Evangelischen Kirchengemeinde in Berlin-Dahlem. Früher habe es nur eine Talkshow gegeben; heute gebe es davon 43 Stunden pro Woche in allen deutschsprachigen Programmen. “Und die plaudern sich da durch den Tag - es ist ziemlich unerträglich”, so der Bundespräsident. Er bedauerte, dass “Pastoren da mitmachen - da würd’ ich gern Mücke machen, aber nicht Fliege”. Eine der am längsten laufenden Talkshows moderiert “Fernsehpfarrer” Jürgen Fliege. Auf eine Frage aus dem Publikum äußerte sich Rau auch zum Problem des Religionsunterrichts in Berlin, wo das Fach nur als freiwillige Arbeitsgemeinschaft angeboten wird: “Ich halte den Religionsunterricht nach meiner Lebenserfahrung für unerlässlich an allen öffentlichen und privaten Schulen.” Die Berliner Situation sei ihm völlig fremd, sagte Rau. “Nur: Ich bin in Berlin ein Bürger wie jeder andere, und keiner, der irgendwelche Weisungen zu geben hat - aber das, was ich zum Religionsunterricht denke, wissen auch die in Berlin vertretenen Parteien.”