EKD ehrt erstmals theologische Forschung von Frauen

Jena (epd). Theologische Forschungen aus der Sicht von Frauen sind am Montag in Jena erstmals mit einer Auszeichnung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewürdigt worden. Bei einem Festakt in der Friedrich-Schiller-Universität verlieh der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock den mit 5.000 Euro dotierten Hanna-Jursch-Preis an die Professorinnen Hannelore Erhart (Göttingen) und Ilse Meseberg-Haubold (Oldenburg) sowie an Landespfarrerin Dietgard Meyer (Kassel). Die Auszeichnung der EKD soll künftig alle zwei Jahre verliehen werden. Sie erinnert an die Jenaer Kirchenhistorikerin Hanna Jursch (1902-1972), die 1956 als erste Frau einen Lehrstuhl an einer deutschen Theologischen Fakultät erhalten hatte. Die ersten Preisträgerinnen wurden für ihre Darstellung zu Leben und Werk der «unerschrockenen Theologin» Katharina Staritz (1903-1953) geehrt, die in der NS-Zeit bis zu ihrer Verhaftung 1942 die kirchliche Hilfsstelle für «nichtarische Christen» in Breslau leitete. Kock bezeichnete das Werk der drei Autorinnen als gelungenes Beispiel für den Beitrag theologischer Frauenforschung zum wissenschaftlichen Gespräch. Die EKD wolle die weitere Integration von feministischer Forschung in die theologische Wissenschaft und das Theologiestudium unterstützen. Zudem solle durch die Auszeichnung auf allen Ebenen der EKD die «Frauengerechtigkeit» gefördert werden. Nach den Worten des Juryvorsitzenden Eberhard Busch kennzeichnet die Darstellung zur Biografie von Katharina Staritz den langen und schwierigen Weg von Frauen auf den «ihnen gebührenden Platz» in das evangelische Pfarramt und die theologische Forschung. Darüber hinaus dokumentiere das Buch, dass die evangelische Kirche auf die Diskriminierung und Verfolgung von Juden während der NS-Zeit «in beträchtlichen Teilen» mit einer «unsäglichen Geistesschwachheit» reagiert habe, betonte der Göttinger Theologieprofessor in seiner Laudatio. In ihren Dankesworten wertete Ilse Meseberg-Haubold die Auszeichnung als Ausdruck dafür, dass der EKD «die Perspektive von Frauen wichtig ist». Der Preis sei auch ein Zeichen des Mutes, einmal mehr die Aufmerksamkeit auf die dunkelste Phase der deutschen Kirchengeschichte im 20. Jahrhundert zu lenken. Der Protest einiger mutiger Christen und Christinnen dürfe nicht als Entschuldigung für das Schweigen und das Versagen der Kirchen genommen werden, so die Theologin.