Bundeskanzler: LER kann Religionsunterricht nicht ersetzen

B e r l i n / P o t s d a m (idea) – Bundeskanzler Gerhard Schröder hat den Wert des Religionsunterrichts zur Wertevermittlung und persönlichen Orientierung hervorgehoben. Die Verantwortung solle bei den Religionsgemeinschaften bleiben. Schröder sprach sich in einem Interview mit acht katholischen Bistumsblättern dagegen aus, das brandenburgische Fach Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde (LER) als Ersatz für den Religionsunterricht anzusehen. LER sei ein Angebot an Schüler, Grundlagen der Philosophie und Religion ohne Glaubensausrichtung kennen zu lernen. Hingegen stehe im Religionsunterricht die persönliche Beziehung zu Glaubensfragen im Vordergrund, zitiert die Katholische Nachrichtenagentur KNA das Schröder-Interview. Das brandenburgische Kabinett hat am 9. April einen Gesetzentwurf zur Neuregelung des Religionsunterrichts verabschiedet, der nach Regierungsangaben weitgehend dem Vorschlag des Bundesverfassungsgerichts im Streit um LER folgt. Die großen Kirchen, die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sowie Eltern und Schüler hatten Religionsunterricht als ordentliches Schulfach gefordert. Der Gesetzentwurf sieht dieses Fach weiter als Angebot der Kirchen und Religionsgemeinschaften außerhalb der staatlichen Verantwortung vor. Jedoch soll “Religion” in die reguläre Unterrichtszeit eingefügt werden. Kinder, die den Religionsunterricht besuchen, können auf Antrag von LER befreit werden. Ferner ist eine Benotung möglich. Die brandenburgische SPD-Fraktion steht gerade dieser Regelung skeptisch gegenüber, weil der Religionsunterricht zu stark den Charakter eines ordentlichen Lehrfachs erhalte. Die PDS verlangt eine stärkere Förderung von LER. Der Berliner Schulsenator Klaus Böger begrüßte gegenüber der Zeitung “Neues Deutschland”, dass Religion künftig in Brandenburg einen Platz auf der Stundentafel erhalte. “Das ist eine andere Form des Wahlpflichtfaches. Ein solches favorisiere ich auch für Berlin”, sagte der SPD-Politiker. In der Bundeshauptstadt wird Religionsunterricht nur als freiwillige Arbeitsgemeinschaft angeboten.