EKD: Heilige Stätten nicht zum Kampfplatz machen

Hannover (epd). Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat die militärische Bedrohung von Kirchen im Nahost-Konflikt durch israelische Soldaten als «Tabubruch ersten Ranges» verurteilt. Die Heiligen Stätten dürften nicht zum Kampfplatz werden, erklärte der EKD-Auslandsbischof, Rolf Koppe, in Hannover dem epd angesichts der Feuergefechte nahe der Geburtskirche Jesu. In der Bethlehemer Kirche haben sich seit Dienstagabend rund 200 bewaffnete Palästinenser verschanzt. Das Vorgehen der israelischen Armee verletze die Genfer Konvention, die auch von Israel unterschrieben worden sei, fügte Koppe hinzu. Koppe bestätigte Medienberichte, nach denen israelische Soldaten eine Hintertür der umkämpften antiken Geburtskirche in Bethlehem gesprengt haben. Dies sei ihm vom evangelischen Propst von Jerusalem, Martin Reyer, unter Berufung auf Augenzeugen mitgeteilt worden. Eine Beschuss der lutherischen Weihnachtskirche konnte Koppe dagegen weder bestätigen noch dementieren. Nach seinen Informationen hätten palästinensische Kämpfer aus nächster Umgebung der Kirche mit Panzerabwehrwaffen auf die israelische Armee geschossen. Dabei seien möglicherweise auch Kirchenfenster zerstört worden. Die kritische Haltung der evangelischen Kirche gegenüber Israels Politik nehme zu, sagte Koppe. Die Israelis seien in diesem Konflikt «nicht nur Opfer, sondern auch Täter». Dies werde zunehmend deutlich. Die Kritik gelte allerdings nicht dem jüdischen Volk, sondern der israelischen Politik, die durch ihr Vorgehen zum größten Teil die palästinensische Zivilbevölkerung treffe, so Koppe weiter. Der EKD-Auslandsbischof erinnerte besonders an die verzweifelte Lage der palästinensischen Christen, die nur zwei Prozent der Bevölkerung ausmachten und zwischen den Fronten zerrieben würden. Er beklagte einen mangelnden politischen Willen der Staatengemeinschaft, besonders der USA und der EU, den Konflikt zu lösen. Insgesamt forderte er mehr politischen Druck auf die israelische Regierung.