«Konfi-Card» versüßt Jugendlichen die Konfirmandenzeit

Von Michael Grau Hannover (epd). Einmal umsonst ins Kino und auf die Eisbahn, Gratisgebäck vom Bäcker und Körperpflegemittel zum halben Preis in der Apotheke: Die «Konfi-Card» öffnet 34 Jugendlichen aus Sachsenhagen in der Nähe von Hannover viele Türen. Der evangelische Pastor Josef Kalkusch will mit dieser neuen Idee die Konfirmanden-Zeit für die zwölf- bis 13-Jährigen attraktiver machen: «Das ist eine Aufwertung der Jugendlichen in ihrer pubertären Umbruchphase.» Damit die scheckkartengroße «Konfi-Card» ihre Aufgabe erfüllt, musste der Pastor in dem 2.000-Einwohner-Ort erst einmal Klinken putzen. Bei rund 20 Firmen fragte er an, ob sie sich an dem Projekt beteiligen würden. «Alle haben positiv reagiert und selbst überlegt, was sie den Jugendlichen anbieten können», sagt der Versicherungskaufmann Robert Kiepke als Vorsitzender des Gewerbevereins. So können sich die Konfirmanden in diesem Monat beim Friseur 20 Prozent günstiger die Haare schneiden lassen. Ein Elektro-Geschäft verschenkte Kopfhörer, eine Buchhandlung gibt Jugendzeitschriften einmalig 20 Prozent billiger ab und ein Karosseriebauer verlost für drei Jugendliche Mitfahrten im Ferrari. Den Anfang machte am 17. Dezember die Sparkasse mit einem kostenlosen «Euro-Starter-Kit». «Nach dem Konfirmanden-Unterricht sind wir gleich hingerannt», erzählt Nadine Hartmann (13). «Das gab eine riesige Schlange.» Wichtig für Pastor Kalkusch ist, dass die Vergünstigungen dem Alter gemäß sind: «Sie können sich nicht alles dafür kaufen.» Vorwürfe, er stachele die Jugendlichen zum Konsum auf, lässt er nicht gelten: «Konsumiert wird sowieso, wir leben nicht im himmlischen Jerusalem.» Ohnehin sind nicht alle Angebote der «Konfi-Card» auf Konsum ausgerichtet. So sind auch Besuche bei der Drogenberatung und der Diakonie-Sozialstation eingeplant. Sogar ein Bestattungsunternehmen steht auf dem Programm: «Sie sollen auch sehen, wie ein Sarg aussieht, weil das zum Leben dazugehört.» Die «Konfi-Card» binde die Jugendlichen an den Ort und stärke ihr Gemeinschaftsgefühl, betont Kalkusch. Wenn früher die Konfirmandenzeit als Pflicht daherkam, so soll sie jetzt als Recht erscheinen. Der Pastor erwartet jedoch auch eine Gegenleistung: «Am Ende ihrer Unterrichtszeit sollen die Jugendlichen etwas Bleibendes stiften oder Zeit für etwas spenden, das sie als sinnvoll erachten.»