Streit um’s Kreuz: Kanzler wirft Gegnern unchristliches Verhalten vor

B e r l i n (idea) – Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat seinen politischen Gegnern im Streit um ein Kreuz für das Kanzleramt unchristliches Verhalten vorgeworfen. Protestanten aus Bayern hatten dem Kanzler im vergangenen Jahr für dessen Amtsräume ein Holzkreuz gespendet. Mitte November teilte das Kanzleramt mit, man habe keine Verwendung für dieses Zeichen des christlichen Glaubens, was vor allem in der CSU heftige Kritik auslöste. Der bayerische Ministerpräsident und Kanzlerkandidat Edmund Stoiber wertete die Entscheidung Anfang Dezember als “Ausdruck falscher Werte”. Kurz darauf informierte das Kanzleramt, das Kreuz hänge nun im Dienstzimmer eines Mitarbeiters. Schröder nahm jetzt in einem Interview mit dem Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern (Rothenburg ob der Tauber) und dem Kasseler Sonntagsblatt zu der Angelegenheit Stellung. Ihm selbst habe man das Kreuz nicht gegeben, so der Kanzler. Er habe davon erst erfahren, “als meine politischen Gegner dies gegen mich benutzen wollten”. Es sei “zutiefst unchristlich”, wie versucht worden sei, “die Frage des Kreuzes parteipolitisch zu benutzen”. Erfreut äußerte sich Schröder, daß ein Mitarbeiter das Kreuz spontan für sein Büro erbeten habe. Über seine Haltung zur Kirche sagte der Kanzler: “Ich rede öffentlich ungern über Religion, Glauben und meine Bindung zur evangelischen Kirche.” Er habe auf diesem Gebiet viele Zweifel: “Aber weil ich damit nicht fertig bin, was es für mich bedeutet, gab es auch nie einen Grund, meine Beziehung zur Kirche sozusagen formal abzubrechen.” Selbst “in den ganz wilden Zeiten” – als Vorsitzender der Jungsozialisten – habe er keinen Anlaß gesehen, einen Trennungsstrich zu ziehen. “Ich weiß nicht warum, aber ich konnte es nicht.” Schröder äußerte “großen Respekt vor Christenmenschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich aus ihrem Glauben heraus engagieren, zum Beispiel in der Diakonie, in der Betreuung von Flüchtlingen oder in Dritte-Welt-Aktivitäten”. Das Verhältnis des Staates zur Kirche bezeichnete er als partnerschaftlich. Debatten über eine Abschaffung der Kirchensteuer hält er für “unsinnig”. Ein solcher Schritt sei mit ihm nicht zu machen. Ohne diese finanzielle Basis wäre viel von dem großen ehrenamtlichen Engagement nicht möglich, so Schröder. Er verteidigte Sonn- und Feiertage als Tage der Besinnung, die nicht dem Kommerz zum Opfer fallen dürften. Es werde immer wieder Ausnahmen geben, mit denen man pragmatisch umgehen müsse. Solche Fälle sollten nicht zentralistisch vom Bund geregelt werden. Es sei vielmehr Sache der Kommunen und der Länder, über Ausnahmen des Sonn- und Feiertagsschutzes zu reden. Den Religionsunterricht bezeichnete Schröder als einen “vernünftigen und richtigen Teil” des Schulunterrichts. Dafür werde er sich “immer stark machen”. Seine katholische Tochter besuche gern den Religionsunterricht. Schröder selbst hatte im Abiturzeugnis Note eins in “Reli” – die einzige neben der in Geschichte. Sein Religionslehrer habe das Fach “mehr als Philosophieunterricht” gehalten: “Das hat mich sehr interessiert damals.” Zum bevorstehenden Osterfest sagte der Kanzler, er wisse um den christlichen Hintergrund des Festes. Es bedeute für ihn auf dieser Grundlage auch, Besinnung und Ruhe zu finden im Kreis der Familie. Schröder wird selbst im Garten seines Reihenhauses in Hannover Ostereier verstecken: “Unsere Tochter ist elf, sie legt noch Wert darauf.”