Däubler-Gmelin und Schäuble werten «Islamische Charta» positiv

Berlin (epd). Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) und der CDU-Politiker Wolfgang Schäuble haben die kürzlich vom Zentralrat der Muslime vorgelegte «Islamische Charta» im Grundsatz begrüßt. Diese Grundsatzerklärung, in der sich der Zentralrat zum Grundgesetz bekennt, sei ein wichtiger Anstoß für die Debatte innerhalb der muslimischen Gemeinschaft, sagte Däubler-Gmelin am Montag in Berlin. Als Themen dafür nannte sie den islamischen Religionsunterricht und muslimische Kindergärten. Auch das Problem der Zwangsverheiratung muslimischer Mädchen müsse erörtert werden, so die Ministerin. Schäuble sagte, er finde das Dokument sympathisch, damit werde der Klärungsprozess unter den hier lebenden Muslimen gefördert. Zurückhaltend äußerte er sich zu Einzelforderungen in der Charta. Die Bundesrepublik sei ein christlich geprägtes Land, dies erfordere auch Rücksicht der Minderheit auf die Mehrheit. Zur Forderung nach Zulassung des Gebetsrufs über Lautsprecher gab Schäuble zu bedenken, die Mehrheit dürfe nicht überfordert werden. Ähnlich wie Däubler-Gmelin wies auch der CDU-Politiker darauf hin, dass es für Christen in der islamischen Welt vielfach keine Religionsfreiheit gebe. Beide äußerten sich bei einer Diskussion zur Rolle von Religion in der Gesellschaft. Der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Manfred Kock, und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, betonten, die Terroranschläge vom 11. September hätten auch bei kirchenfernen Menschen ein neues Nachdenken über Glauben und Religion ausgelöst. Voraussetzung für die Begegnung mit dem Islam sei die Kenntnis der eigenen christlichen Herkunft. Neben dem Dialog der Experten sei auch das Gespräch mit den muslimischen Nachbarn im Alltag nötig. Der Vorsitzende des Zentralrates der Muslime, Nadeem Elyas, sagte, je stärker sich die Muslime mit der Gesellschaft identifizierten, umso besser könnten künftige Konflikte bewältigt werden. Er machte fehlenden politischen Willen dafür verantwortlich, dass es noch keine befriedigende Regelung für den islamischen Religionsunterricht an öffentlichen Schulen gebe.