Muslim-Verbände sagen Spitzengespräch mit EKD ab

Bischof Huber äußert Bedauern - Muslime sehen internen Klärungsbedarf

Hannover/Köln (epd). Das Gespräch zwischen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und den muslimischen Spitzenverbänden ist ins Stocken geraten. Ein für nächste Woche geplantes Spitzentreffen sei von den vier Dachverbänden der Muslime abgesagt worden, teilte die EKD am Mittwoch in Hannover mit. Mit Bedauern reagierte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber auf die Absage. Sprecher der Muslim-Organisationen betonten, wegen internen Klärungsbedarfs wollten sie später mit der EKD sprechen.

"Dies ist keine Absage des Dialogs", versicherte für die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) deren Dialogbeauftragter Bekir Alboga. Die Muslime müssten zunächst die EKD-Handreichung zum Islam analysieren. Der für 6. Februar in Berlin vereinbarte Gesprächstermin sei deshalb zu früh.

In dem EKD-Text vom November wurden bestehende Differenzen nicht ausgeklammmert, sondern deutlicher als früher hervorgehoben. Fehlentwicklungen und Konflikte bei der Integration der Muslime in Deutschland müssten angesprochen werden hieß es. Er verstehe die Absage so, dass unter den Muslimverbänden noch Bedarf an Klärung vor weiteren Begegnungen bestehe, sagte Bischof Huber. Die Initiative für ein weiteres Gespräch liege nun bei muslimischen Organisationen.

"Wir waren sehr überrascht, als wir die Handreichung gelesen haben", sagte Alboga. Unter anderem die Darstellung des christlichen Missionsverständnisses habe zu Irritationen geführt. Wenn die Verbände ihre interne Klärung abgeschlossen hätten, würden sie auf Bischof Huber zugehen, um mit ihm über den EKD-Text zu diskutieren. "Diesmal möchten die Muslime ihn einladen", sagte der DITIB-Sprecher.

Auch Generalsekretär Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime stellte klar, dass die Verlegung des geplanten Gesprächs keine Absage des Dialogs bedeute. "Wir haben Klärungsbedarf innerhalb der Verbände, was diese Handreichung angeht", ergänzte er. Um den Dialog mit der evangelischen Kirche "anständig und konstruktiv" weiterzuführen, sei noch "ein bisschen Zeit" erforderlich.

Nach Erscheinen der Handreichung "Klarheit und gute Nachbarschaft" hatte lediglich der Islamrat Kritik geäußert. Es sei "Mode geworden, das Trennende hervorzuheben", rügte der Islamratsvorsitzende Ali Kizilkaya. Es stelle sich die Frage, ob man missionieren oder den Islam kennen lernen wolle.

Ein erstes Spitzentreffen zwischen EKD und den Spitzenverbänden - DITIB, Islamrat, Verband der Islamischen Kulturzentren und Zentralrat der Muslime - fand im Januar 2005 statt. Ein weiteres Spitzengespräch im März 2006 war von den Teilnehmern überwiegend positiv bewertet worden. Die vier bundesweiten Dachverbände koordinieren in jüngster Zeit ihre Stellungnahmen. Die Organisationen vertreten zusammen die Mehrheit der rund 2.400 Moscheevereine in Deutschland.

31. Januar 2007

Weitere epd-Meldungen