Evangelische Kirchentagspräsidenten bis 2013 stehen fest

Karin von Welck, Katrin Göring-Eckardt, Eckhard Nagel und Gerhard Robbers

Würzburg (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat am Freitag seine Präsidenten bis zum Jahr 2013 bestimmt. Die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck soll das Christentreffen 2009 in Bremen und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt 2011 in Dresden leiten. Für 2013 ist der Trierer Rechtsprofessor Gerhard Robbers vorgesehen, als Ort des Kirchentages ist Hamburg im Gespräch.

Die Präsidialversammlung in Würzburg bestätigte bei einer Tagung die Vorschläge des Kirchentagspräsidiums. Evangelischer Co-Präsident des zweiten Ökumenischen Kirchentags 2010 in München soll der Mediziner Eckhard Nagel werden, der bereits dem Evangelischen Kirchentag 2005 in Hannover vorstand.

Die Präsidenten bilden den Vorstand des Kirchentagspräsidiums für die kommenden sechs Jahre. Dem Gremium gehören erstmals nicht drei, sondern vier Personen an. Nötig wurde diese Änderung durch die Einigung auf das Jahr 2010 für den zweiten Ökumenischen Kirchentag. 2010 liegt nicht im Zwei-Jahres-Rhythmus für evangelische Kirchentage, die traditionell in "ungeraden" Jahren stattfinden, während Katholikentage in "geraden" Jahren veranstaltet werden. Der erste Ökumenische Kirchentag fand 2003 in Berlin anstelle eines Evangelischen Kirchentags statt.

26. Oktober 2007


Zwei Frauen, zwei Männer

Die Präsidenten bilden den neuen Vorstand des evangelischen Kirchentages - Kurzporträts

Würzburg (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat einen neuen Vorstand. Die Präsidialversammlung bestimmte am Freitag in Würzburg die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck, den Mediziner Eckhard Nagel, Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckart und den Rechtswissenschaftler Gerhard Robbers zu Vorstandsmitgliedern. Der Vorstand stellt die Präsidenten oder Präsidentinnen der evangelischen Kirchentage 2009 in Bremen, 2011 in Dresden und 2013 voraussichtlich in Hamburg sowie den evangelischen Co-Präsidenten des zweiten Ökumenischen Kirchentages 2010 in München.

Karin von Welck (60) – Parteilose Kultursenatorin in Hamburg seit 2004. Die Rheinländerin studierte Politische Wissenschaften, Volkskunde, Germanistik, Altamerikanische Sprachen und Kulturen sowie Ethnologie an der Universität Hamburg und wurde an der Universität Köln promoviert. Ab 1980 war sie am Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde in Köln tätig. In Mannheim leitete sie zwischen 1990 und 1998 das Reiss-Museum. Von 1998 bis 2004 war Welck Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder. Sie soll Präsidentin des evangelischen Kirchentags 2009 in Bremen werden.

Eckhard Nagel (47) – Der Mediziner war bereits Präsident des 30. evangelischen Kirchentags 2005 in Hannover. Nagel ist Professor für Medizin-Management an der Universität Bayreuth und Leiter des Transplantationszentrums am Klinikum Augsburg. Daneben gehörte er von 2001 bis 2007 dem Nationalen Ethikrat an und war 2002/2003 Mitglied der Kommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme ("Rürup-Kommission"). Von 2000 bis 2006 war Nagel Vorsitzender des Kuratoriums der Hanns-Lilje-Stiftung in Hannover. Er soll evangelischer Co-Präsident beim zweiten Ökumenischen Kirchentag 2010 in München werden.

Katrin Göring-Eckardt (41) – Bundestagsvizepräsidentin seit 2005, zuvor Fraktionsvorsitzende von Bündnis90/Die Grünen im Bundestag. Göring-Eckardt wurde geboren in Friedrichroda (Thüringen) und studierte evangelische Theologie. Während der Wendezeit in der DDR stieß sie über die Bürgerbewegungen "Demokratie jetzt" und "Bündnis 90" in die Politik. Seit 1998 gehört sie dem Deutschen Bundestag an. Berufenes Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland ist Göring-Eckardt seit 2003. Sie soll Präsidentin des evangelischen Kirchentags 2011 in Dresden werden.

Gerhard Robbers (56) - Professor für Öffentliches Recht, Kirchenrecht, Staatsphilosophie und Verfassungsgeschichte. Der in Bonn geborene Robbers studierte Rechtswissenschaft in Freiburg, wo er sich auch habilitierte. Seit 1989 ist er Professor in Trier und Richter im Nebenamt am Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz. Weiter ist er Mitglied der Kammer für Öffentliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Arbeitsgruppe EU-Recht der Konferenz Europäischer Kirchen. Er soll Präsident des Kirchentages 2013 werden, für den Hamburg als Veranstaltungsort im Gespräch ist.

26. Oktober 2007


Das aktuelle Stichwort: Deutscher Evangelischer Kirchentag

Frankfurt a.M. (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist eine freie Bewegung von Menschen, die sich aus christlichem Glauben für die Zukunft von Kirche und Welt engagieren. Gegründet wurde der Kirchentag 1949 in Hannover auf Initiative des Theologen Reinold von Thadden-Trieglaff, der bis 1964 auch sein Präsident war. Bis 1954 fanden die Treffen jährlich statt. 1957 wurde ein zweijähriger Turnus festgelegt, so dass Kirchentage heute in der Regel im Wechsel mit den Katholikentagen stattfinden. In Zusammenarbeit mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken gab es 2003 in Berlin den ersten Ökumenischen Kirchentag, 2010 wird in München der zweite folgen.

Der Kirchentag als protestantische Laienbewegung soll nach seiner Grundordnung Christen "im Glauben stärken, sie für die Verantwortung in der Kirche rüsten, sie zum Zeugnis in der Welt ermutigen und mit ihnen in der Gemeinschaft weltweiter Christenheit bleiben". Im geteilten Deutschland gab es noch bis 1961 gemeinsame Kirchentage. Nach dem Mauerbau entstand der Evangelische Kirchentag in der DDR. 1991 kam es zur Wiedervereinigung der Kirchentagsbewegungen in Ost und West. Von evangelischen Kirchentagen sind zahlreiche gesellschaftspolitische Impulse sowie Anregungen zum Dialog mit anderen Konfessionen und Religionen, zur Überwindung der deutschen Teilung und zur Friedens- und Ökologiediskussion ausgegangen.

26. Oktober 2007


Spitze des Kirchentags neu formiert - Vier Kirchentage in sechs Jahren

"Öffentliche Protestanten" für Spitzenämter sind rar

Von Thomas Schiller (epd)

Würzburg (epd). Der Deutsche Evangelische Kirchentag steht vor dem dichtesten Terminplan seiner Geschichte: Bis 2013 wird es nicht nur alle zwei Jahre evangelische Christentreffen geben, sondern zudem den Zweiten Ökumenischen Kirchentag in München 2010. Im Unterschied zur Premiere 2003 in Berlin fällt er nicht in den Rhythmus ungerader Jahre und stellt die Kirchentagsbewegung vor Herausforderungen.

Eine wichtige Hürde wurde am Freitag genommen: Das Parlament des Kirchentags, die Präsidialversammlung, bestätigte in Würzburg einen neuen Vorstand. Er besteht erstmals nicht aus drei, sondern aus vier Personen, die als Präsidenten jeweils einen Kirchentag leiten.

Gewählt wurden zwei Politikerinnen und zwei Wissenschaftler: Die Hamburger Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) wird an der Spitze des Kirchentages 2009 in Bremen und Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen) 2011 in Dresden stehen. 2013 leitet der Trierer Rechtsprofessor Gerhard Robbers das Treffen, das voraussichtlich in Hamburg stattfindet.

Beim Ökumenischen Kirchentag 2010 wird der Mediziner Eckhart Nagel evangelischer Co-Präsident. Er stand bereits dem Kirchentag 2005 in Hannover vor. Er gehört ebenso wie Karin von Welck bereits zum Kirchentagspräsidium. Beide sollen in den arbeitsintensiven sechs Jahren für Kontinuität in der Leitungsspitze des Kirchentags sorgen.

Die Präsidenten reihen sich ein in eine Liste mit Namen wie Erhard Eppler, Richard von Weizsäcker oder Ernst Benda. Auf das Suchprofil des "öffentlichen Protestanten" passen derzeit nicht viele Persönlichkeiten, die neben einem Brotberuf in herausgehobener gesellschaftlicher Stellung ehrenamtlich auch noch Zeit und Energie zur Leitung eines Kirchentags aufbringen können und wollen.

Kaum eine Personalentscheidung im deutschen Protestantismus wird daher im Vorfeld so stark aus der öffentlichen Diskussion gehalten wie die Wahl der Kirchentagspräsidenten. Die Namen werden aus Furcht, dass Spekulationen die Kandidaten beschädigen oder ihre Wahl gefährden könnten, bis zuletzt von der Fuldaer Kirchentags-Geschäftsstelle geheim gehalten. Selbst die Mitglieder der Präsidialversammlung erfahren sie erst während ihrer Sitzung.

Die wenig transparenten Strukturen des Kirchentages stammen in wesentlichen Zügen noch aus den Anfangsjahren. Reinold von Thadden-Trieglaff und viele seiner Freunde, die 1949 den Kirchentag ins Leben riefen, kamen aus dem Adel oder Großbürgertum, ihr Verständnis von Demokratie prägt bis heute die Ordnung des Kirchentages. Viele Personalien werden nicht durch Wahl, sondern über Kooptation und "Berufung aus besonderen Gründen" entschieden, Gremien tagen nicht öffentlich, ihre Befugnisse sind komplex verschachtelt.

Ein Reformversuch 1984 blieb ohne größere Wirkung, vor zwei Jahren wurde ein neuer Anlauf genommen. Manch ein Kritiker will aber nicht öffentlich zitiert werden, denn der Kirchentag ist eine der Karriereleitern im deutschen Protestantismus. Dafür stehen Namen wie Wolfgang Huber, Kirchentagspräsident in Düsseldorf 1985, oder Margot Käßmann, die vor ihrem Bischofsamt in Hannover Generalsekretärin der Fuldaer Geschäftsstelle war. Sie zeigen, dass die Grenze zwischen Laienbewegung und Amtskirche sehr durchlässig geworden ist.

26. Oktober 2007

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