Robert Geisendörfer Preise verliehen

WDR-Intendantin: Öffentlich-Rechtliche müssen weiterhin für Glaubwürdigkeit stehen

Köln (epd). Der öffentlich-rechtliche Rundfunk muss nach Ansicht von WDR-Intendantin Monika Piel Garant für glaubwürdige Informationen bleiben. In einer Medienwelt, die keine Tabus mehr kenne, sei es wichtig, eine klare, eindeutige Haltung einzunehmen, sagte Piel am Montag bei der Verleihung des Robert Geisendörfer Preises der evangelischen Kirche in Köln. Nur das mache die Sender als Öffentlich-Rechtliche erkennbar und verlässlich für die Zuschauer.

Der Rundfunkbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bernd Merz, sagte, die EKD-Rundfunkarbeit werde sich weiterhin für ein Kinder- und Jugendprogramm einsetzen, das auf die besonderen Bedürfnisse dieser Zielgruppe eingehe, nämlich unterhaltsam zu sein und "Orientierung für den Alltag" zu bieten. Beim Kinder- und Jugendfernsehen komme es nicht auf die Zuschauer-Marktanteile an, "sondern ob das Herz der jungen Zuschauer erreicht wird". Merz war Vorsitzender der Jury "Kinderprogramme" und wechselt im Oktober zum christlichen Sender Bibel TV, wo er einen neuen Jugendkanal aufbauen will.

Die RTL-Reporterin Antonia Rados, die den Preis für ihre Reportage "Feuertod" erhielt, sagte, sie würde "auf jeden Preis der Welt verzichten, wenn Gololai wieder zum Leben erweckt würde". Rados hatte über die Afghanin Gololai berichtet, die sich selbst angezündet hatte und anschließend im Krankenhaus starb. Der Jury-Vorsitzende und badische Landesbischof Ulrich Fischer betonte, dass der "Verzicht auf voyeuristische Bilder im Moment des Todes" den "eindrucksvollen Beitrag" erst ermöglicht habe.

Über den preisgekrönten Hörspielbeitrag "Der Kick" (RBB) über die tödliche Misshandlung eines brandenburgischen Jugendlichen durch seine Freunde sagte als Laudatorin die Medienkritikerin Klaudia Wick: "Den Vergleich mit Kino und Theater muss das Hörspiel nicht scheuen. Die Bilder erscheinen im Kopf." Den Autoren Andres Veiel und Gesine Schmidt sei es gelungen, "die komplexen sozialen und psychologischen Hintergründe deutlich zu machen und so die Täter auch als Menschen darzustellen." Veiel und Schmidt hatten über den brutalen Mord an einem Jugendlichen in Potzlow auch eine Bühnen- und eine Kinofassung produziert.

Ausgezeichnet wurden auch Autor Udo Zindel und Regisseur Nikolai von Koslowski für ihre MDR-Radio-Reportage über den "konkreten Schrecken des Krieges", den Bundeswehrsoldaten in Afghanistan erfahren. Die junge Filmemacherin Celia Rothmund erhielt einen Robert Geisendörfer Preis für "Zeit ohne Eltern", einen von 3sat ausgestrahlten Dokumentarfilm über ehemalige DDR-Kinder, deren Eltern bei Fluchtversuchen gefasst und dann inhaftiert wurden.

Den Sonderpreis erhielt ZDF-Redakteurin Heike Hempel für ihre Bemühungen um das "Kleine Fernsehspiel". Diese ZDF-Reihe habe unter ihrer Leitung ihre "Perspektive erweitert", so die Jury. Aufmerksam folge das Kleine Fernsehspiel den aktuellen Fernsehtrends, "ohne dabei je sein künstlerisch und gesellschaftspolitisch engagiertes Selbstverständnis zu vergessen", lobte die Jury.

Aus einem "in der Breite eher schwachen, in der Spitze aber ausgezeichneten Kontingent" ragte nach Meinung der Kinderpreis-Jury die TV-Produktion "5. Gebot: Du sollst nicht töten" in der MDR-Reihe "Unsere Zehn Gebote" heraus. Dem Beitrag gelinge es, durch die Überführung der Thematik in die heutige Lebenswelt von Kindern, zu zeigen, dass es sich bei den alttestamentarischen Geboten nicht bloß um 3000 Jahre alte Steintafeln handele.

03. Juli 2007

Robert Geisendörfer Preis

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