Bundesweiter Tag der Autobahnkirchen

Raststätten für Sinne und Seele

Von Christine Süß-Demuth (epd)

Baden-Baden (epd). Plötzlich ist das unaufhörliche Brummen der Motoren verschwunden. Wer die schwere Eisentür der Baden-Badener Autobahnkirche hinter sich schließt, tritt hinein in die Stille. Die Hektik bleibt zurück, Sinne und Seele können Ruhe tanken. Etwa 300.000 Menschen machen jedes Jahr in Deutschlands meistbesuchter Autobahnkirche St. Christophorus Halt. Zum bundesweiten Aktionstag der Autobahnkirchen überträgt das ZDF am 24. Juni ab 9.30 Uhr einen Live-Gottesdienst aus St. Christophorus.

Die anderen 30 deutschen Kirchen und Kappellen an den Schnellstraßen bieten ab 14 Uhr eine Kurzandacht mit Reisesegen an. Wer möchte, kann sich auch per SMS einen Reisesegen auf sein Handy schicken lassen. Eine Aktion, die erstmals im vergangenen Jahr stattfand. Schätzungen zufolge besuchen etwa eine Million Menschen die Stätten der Ruhe und der Stille.

Die erste Kirche für Autoreisende entstand 1958 in Adelsried, an der A 8 zwischen Stuttgart und München. Sie geht auf die Stiftung einer Unternehmerfamilie zurück, die dort einen Angehörigen bei einem Unfall verlor. Die Autobahnkirchen werden von der Bruderhilfe-Familienfürsorge (Kassel) unterstützt. Der kirchennahe Versicherer bezeichnet den Besuch der Autobahnkirchen als "Beitrag zur Verkehrssicherheit". Wer dort pausiere, fahre danach "gelassener, rücksichtsvoller und sicherer".

In den meisten Kirchen und Kapellen finden regelmäßig Gottesdienste statt. Sie werden von evangelischen oder katholischen Kirchengemeinden am Ort betreut oder sind ökumenisch getragen.

Kilometer 648,5 auf der A5 in Süden Richtung Basel: ein blaues Schild weist auf das sechs Kilometer entfernte Gotteshaus hin. Direkt erreichbar zu sein von der Autobahn ist eines der Kriterien für die 30 deutschen Autobahnkirchen.

St. Christophorus wurde vom Künstler und Bildhauer Emil Wachter pyramidenartig entworfen und 1978 eingeweiht. Der 400 Quadratmeter große Innenraum mit farbigen Glasfenstern ist lichtdurchflutet. Ein Anliegenbuch liegt auf dem Büchertisch aus. Besucher aus aller Welt, etwa aus Polen, Dänemark, den USA oder Korea haben sich dort anonym oder mit Namen verewigt.

Neben Lob für die schöne Kirche sind auch Bitten an Gott aufgeschrieben. Viele der Reisenden hätten einen distanzierten Kontakt zu ihren Kirchen, sagt Pfarrer Michael Zimmer von der betreuenden katholischen Kirchengemeinde St. Dionys Baden-Oos. Doch auch sie fänden Stille und ließen sich "von Gott berühren".

20. Juni 2007

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