Kirche fordert mehr Geld für bedürftige Schüler

Laatzen (epd). Die jährlichen Kosten für Schulbedarf summieren sich in Niedersachsen auf teilweise mehr als 300 Euro pro Schüler. Das geht aus einer sozialwissenschaftlichen Studie hervor, die Vertreter der evangelischen Kirche und der Diakonie in Laatzen bei Hannover vorstellten. Im Durchschnitt reichen die Kosten von 180 Euro pro Schuljahr an Förderschulen bis zu 237 Euro an Gymnasien. Der Mittelwert für alle Schulformen liegt über zehn Jahre bei 214 Euro pro Jahr.

Der Betrag ist damit mehr als doppelt so hoch als die 100 Euro, die Kinder und Jugendliche aus ärmeren Familien aus dem Teilhabepaket der Bundesregierung erhalten. "Teilhabegerechtigkeit ist nicht erreicht, sie ist aber das Ziel", sagte der Direktor der Diakonie in Niedersachsen, Christoph Künkel. Schon in der ersten Klasse seien die Ausgangsbedingungen für Schüler unterschiedlich, und das setze sich fort: "Den Eltern fehlen im Schnitt 100 Euro, um ihre Kinder angemessen ausrüsten zu können." Der staatliche Zuschuss müsse daher verdoppelt werden. Bei dieser Aufgabe müssten Bund und Länder zusammenwirken.

150 Euro sind es jedes Jahr

Besonders hohe Kosten entstehen der Studie zufolge im Einschulungsjahr mit 307 Euro. Dann sind neben einem Ranzen oder einem Tuschkasten auch ein Rucksack oder Turnschuhe fällig. Im Übergang zur fünften Klasse brauchen Schüler eine neue Grundausstattung, hinzu kommen neue Fächer: Das macht im Schnitt 330 Euro.

In den Klassen 7 oder 8 werden ein Taschenrechner, Wörterbücher oder Atlanten verlangt, zudem gibt es oft eine zweite Fremdsprache: Das schlägt mit 240 Euro zu Buche. Niemals liegen die Kosten unter 150 Euro. Hinzu kommen Leihgebühren für Bücher, Computer, Tablets oder Musikinstrumente, die außerhalb der Statistik blieben.

Die Forscher befragten für ihre Studie 321 niedersächsische Schulen. Dabei werteten sie Bedarfslisten aus und recherchierten die Preise in Discountern und Fachgeschäften. Eine Online-Befragung von rund 500 Lehrern gab Auskunft über zusätzliche Kosten. Erarbeitet wurde die Studie vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

1. September 2015

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