EKD-Militärbischof: Staaten müssen Schleppern das Handwerk legen

Berlin (epd). Der evangelische Militärbischof Sigurd Rink fordert die Vereinten Nationen auf, gegen die Menschenschleuser in Nordafrika vorzugehen. Im Interview mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte Rink: "Die internationale Gemeinschaft muss – nach Möglichkeit mit entsprechender UN-Resolution – versuchen, diesen Kriminellen das Handwerk zu legen." Er sprach sich für den Einsatz von internationalen Polizeikräften in der Region aus.

"Die internationale Gemeinschaft muss schauen, wie man diese kriminellen Schlepperbanden aufhält", sagte der Militärbischof. Er erinnerte an die drohenden Stürme im Herbst, die vermutlich weitere Opfer fordern würden. Deshalb sei es umso dringlicher, ein internationales Engagement gegen die Schlepper in Angriff zu nehmen. Von einem Einsatz der Bundeswehr riet Rink jedoch ab: "Ein Militäreinsatz, wie wir das im Irak oder Afghanistan erlebt haben, ist da nicht angezeigt."

Seelsorger der EKD an Bord der Marine vor der libyschen Küste

Zurzeit befinden sich mehrere Schiffe der deutschen Marine vor der libyschen Küste, um schiffbrüchigen oder unterversorgten Migranten zu helfen. "Die Soldaten werden mit großem Leid konfrontiert", erklärte Rink. Deshalb befänden sich zur Betreuung der Mannschaften auch Seelsorger der EKD an Bord.

Am 15. Juli jährte sich die Ernennung Rinks zum Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum ersten Mal. Rink koordiniert seitdem als erster Militärbischof im Hauptamt die Arbeit der evangelischen Militärseelsorge. Im Laufe des ersten Jahres habe er viele Standorte der Bundeswehr im In- und Ausland besucht, sagte Rink.

Im epd-Gespräch distanzierte sich Rink zudem von Überlegungen, den Status der Bundeswehr als Parlamentsarmee zu lockern und den Bundestag nicht mehr zu jedem Auslandseinsatz zu befragen. "Politik in der Demokratie ist ein zeitraubendes Geschäft", sagte der 54-Jährige. "Aber im Zweifelsfall ist es besser, eine Schleife mehr zu drehen als eine zu wenig." Die Parlamentsarmee sei ein hohes Gut. "Selbst wenn es auf den ersten Blick anstrengend und umständlich wirkt, würde ich nicht ohne Not davon abrücken", sagte Rink.

15. Juli 2015

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