Dresden erinnert an die Bombardierung der Stadt vor 70 Jahren

Dresden. In Dresden ist auf vielfältige Weise der Zerstörung der Stadt vor 70 Jahren gedacht worden. In seiner Ansprache in der wiederaufgebauten Frauenkirche erinnerte der sächsische Landesbischof Jochen Bohl an die Opfer in Dresden nach den verheerenden Bombenangriffen und an die Millionen Toten in anderen Staaten, die durch deutsche Soldaten und in den Konzentrationslagern starben. Es sei deshalb erstaunlich und wunderbar, wie nach dem Krieg aus Feindschaft Versöhnung geworden sei.

Bundespräsident Joachim Gauck sagte vor den 1.400 Gästen in der Frauenkirche, für die Stadt sei die Bombennacht im Zweiten Weltkrieg zur tiefen Zäsur und zum Bezugspunkt einer Auseinandersetzung um Selbstverständnis und Identität geworden. Mit dem Gedenken an die deutschen Opfer würden die Opfer der deutschen Kriegsführung aber nicht vergessen.

"Wir wissen, wer den mörderischen Krieg begonnen hat", betonte Gauck vor zahlreichen ausländischen Zeitzeugen und Überlebenden, unter anderem aus Polen, Russland und Großbritannien. Unter den Gästen waren neben zahlreichen Bundespolitikern unter anderen Prinz Edward, Herzog von Kent und Mitglied des britischen Königshauses, sowie der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby. Der nannte die wiederaufgebaute Frauenkirche ein Symbol der Versöhnung. Das wichtigste Ergebnis des Krieges sei der Frieden in Europa, unterstrich Welby.

Dresden war Mitte Februar 1945 mehrmals durch britische und US-amerikanische Bomber aus der Luft angegriffen worden. Dabei wurden weite Teile der Stadt nahezu vollständig zerstört. In Folge der Luftangriffe kamen bis zu 25.000 Menschen ums Leben. Vorangegangen waren verheerende Angriffe Nazideutschlands etwa auf Coventry und London.

Gauck rief dazu auf, "im Vergangenen nach Orientierung" zu suchen. Erinnerung könne für eine Gesellschaft eine produktive Kraft sein. So sei es keineswegs selbstverständlich, das Gedenken an die Zerstörung Dresdens in der wiederaufgebauten Frauenkirche mit Vertretern einstiger Kriegsgegner zu begehen. 

Auch die Oberbürgermeisterin der sächsischen Landeshauptstadt, Helma Orosz (CDU), erinnerte daran, dass Dresdner in den Zeiten des Nationalsozialismus nicht nur Opfer waren, sondern auch Täter. Mit Blick auf aktuelle Debatten sagte die CDU-Politikerin, Gedenken und Versöhnung hätten nur dann einen Wert, "wenn wir auch für das Hier und Heute eine klare Position beziehen". Versuche, Menschen wegen ihrer Herkunft, ihrer Religion oder ihrer Hautfarbe "erneut zu kategorisieren und zu bewerten", müssten abgewehrt werden.

Für den Abend wurden in Dresden mehrere Tausend Menschen zu einer Menschenkette für Weltoffenheit und Toleranz erwartet. Ihre Teilnahme hatten auch Bundespräsident Gauck und Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) zugesagt. Insgesamt waren in Dresden rund zehn Gedenkveranstaltungen angemeldet. So beteiligten sich an einem sogenannten Täterspuren-Mahngang zu Orten des Nationalsozialismus nach Angaben der Veranstalter rund 2.000 Menschen.

Bei einer Veranstaltung auf dem Neumarkt mahnte der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König, die Hintergründe der Bombenangriffe nicht zu vergessen. Es dürfe nicht "verkannt und verschleiert" werden, wer wirklich für das Geschehen verantwortlich gewesen sei. Gemeinsam mit dem Bündnis "Dresden Nazifrei" hatte sich König in den vergangenen Jahren immer wieder gegen Demonstrationen von Rechtsextremen gestellt, die das Gedenkdatum für Aufmärsche nutzten.

epd/ekd.de

13. Februar 2015