Bischof Bohl besorgt über Pegida-Demos

Dresden (epd). Sachsens evangelischer Landesbischof Jochen Bohl hat sich besorgt über die wachsende Beteiligung an Anti-Islam-Demonstrationen in Dresden geäußert. Er könne sich den Zulauf für die selbst ernannten "Patriotischen Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) nicht recht erklären, sagte Bohl am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dresden. Denn nach wie vor sei der Ausländeranteil in Dresden außerordentlich niedrig.

"Und die Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen, übersteigt bestimmt nicht unsere Möglichkeiten", fügte der Bischof hinzu. Die Demonstration von Pegida hatte am Montag in Dresden nach Polizeiangaben 7.500 Menschen angezogen. Erstmals wurde der Montags-Aufmarsch von Gegendemonstranten blockiert. Insgesamt protestierten rund 1.200 Menschen gegen Pegida.

Nach den Worten Bohls geben die Demonstranten ein "diffuses Bild" ab. "Es sind viele ehrlich besorgte Bürger dabei, aber auch andere, die diese Sorgen als Unterstützung für ihre extremistische Sichtweise missbrauchen". Im Umgang mit Flüchtlingen müsse klar sein, dass das Gebot der Nächstenliebe gelte, unterstrich Bohl. Er sei "dankbar für die vielen Initiativen, die es im Raum der Kirche und darüber hinaus gibt, den Flüchtlingen als Menschen zu begegnen und ihnen in ihrer Not zu helfen".

Bohl sprach sich zugleich für eine Steuerung der Zuwanderung aus. "Es kann nicht so sein, dass jeder, der es schafft nach Deutschland zu kommen, dann auch dauerhaft hier bleibt", sagte Bohl. Die Einwanderung brauche Regeln. Und diese müssten "im Geist der Menschlichkeit angewandt werden". Aber man könne auf Gestaltung nicht verzichten. Es könne kein allgemeines Bleiberecht geben. "Das würde die Integrationsfähigkeit unserer Gesellschaft überfordern".

Zum Gebrauch des Slogans von 1989 "Wir sind das Volk" bei den Pegida-Demonstrationen sagte Bohl: "Das ist eine Reminiszenz an die Ereignisse vor 25 Jahren, aber eine verfehlte." Damals galt es, "sich von einem Unrechtsstaat zu befreien. Heute nehmen Bürgerinnen und Bürger ihr Recht auf freie Meinungsäußerung wahr und wenden sich an Politiker, die vom Volk demokratisch gewählt wurden."

02. Dezember 2014

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