Jung warnt vor Völkermord im Südsudan

Mainzer Gedenkveranstaltung zum Genozid in Ruanda: Kirchenpräsident fordert stärkeren Blick auf Krisengebiete

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

13. Mai 2014

Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Dr. Volker Jung, hat sich am Dienstag in Mainz dafür ausgesprochen, die Friedensbotschaft des christlichen Glaubens bei aktuellen Konflikten wie im Südsudan stärker einzubringen. Bei einem Ökumenischen Gedenkgottesdienst für die Opfer des 20 Jahre zurückliegenden Völkermords in Ruanda, sagte er in seiner Predigt im Mainzer Dom, dass es aus christlicher Perspektive heraus wichtig sei, „aufmerksam hinzusehen“, wo sich Gewalt anbahne oder Menschen übereinander erheben. Zudem dürfe niemand aufgrund seiner Abstammung, Religion oder sexuellen Prägung diskriminiert werden, mahnte Jung.

Südsudan: Gefahr von neuem Völkermord

Jung verwies bei der Feier mit dem Mainzer Kardinal Karl Lehmann auf die Konflikte im Südsudan. In ihm bahne sich ein neuer Völkermord aufgrund ethnischer und religiöser Zuordnungen an, wenn nicht deutlich genug von der Weltgemeinschaft eingeschritten werde, warnte Jung. Die Schuld an Konflikten vor Ort einzelnen Gruppen pauschal zu geben, sei nicht hilfreich. Es müsse auch im Südsudan „genau hingeschaut und Unrecht beim Namen genannt werden“. Die sei die Voraussetzung, um neuem Unrecht zu begegnen, „einander zu ertragen und Vergebung zu üben“, sagte Jung.

Ruanda: Vergebung als Weg zum Frieden

Jung erinnerte in seiner Predigt auch an die Situation in Ruanda, als 1994 binnen 100 Tagen nahezu eine Million ruandische Männer, Frauen und Kinder brutal ermordet wurden. Damals hätten die „reichen Länder“ offenbar „gleichgültig und anscheinend ungerührt zurückgelehnt und der sich vollziehenden Apokalypse“ in dem ostafrikanischen Land zugeschaut, zitierte Jung den kanadischen Generalleutnant Roméo Dallaire, der vor 20 Jahren Kommandant der UN-Friedenstruppe in dem Land war. Dieser Völkermord sei deshalb auch „als Scheitern der gesamten Menschheit“ zu verstehen. Daraus müssten Lehren gezogen werden. Als hoffnungsvoll hat Jung nach eigenen Worten bei seinem Besuch in Ruanda vor zwei Jahren die Versöhnungsbestrebungen in dem Land erleb, „auch wenn tiefe Wunden bleiben. Ihm seien beeindruckende Menschen begegnet, die aufgrund ihres christlichen Glaubens versuchen, Vergebung und Versöhnung zu leben. Viele Ruander hätten verstanden, dass Vergebung dort der einzige Weg zum Frieden sei, „auch wenn es viel Kraft kostet“, so Jung.

Lehmann: Europa ist mitschuldig

Zuvor hatte Kardinal Karl Lehmann in seiner Begrüßung ebenfalls darauf hingewiesen, dass Europa mitschuldig an dem Genozid in Ruanda geworden sei. „Wir haben zugesehen und schauten zugleich weg, bis es zu spät war. Heute sagen uns die Experten, 5.500 Blauhelme hätten diesen Genozid verhindern können“, so Lehmann Auch Kirchenleute hätten sich vereinzelt in Ruanda des Völkermordes schuldig gemacht. Der Schmerz über das Geschehene sitzt Nach Lehmann noch immer tief.

Hintergrund: Rheinland-Pfalz und Ruanda

Seit 1982 ist das Land Rheinland-Pfalz mit dem ostafrikanischen Land Ruanda partnerschaftlich verbunden. An dem Gottesdienst nahmen neben dem rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Joachim Mertes, Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz sowie die ruandische Botschafterin Christine Nkulikiyinka teilnahmen. Zuvor hatte Innenminister Lewentz mit der Leiterin der Afrika-Abteilung bei Misereor, Maria Klatte, im Dom die Misereor-Ausstellung „20 Jahre Genozid in Ruanda“ eröffnet.

Mainz / Darmstadt, 13. Mai 2014

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