Christliche Kirchen erinnern an Schrecken des Ersten Weltkriegs

Erfurt (epd). Die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) will sich kritisch mit der Rolle der Kirchen im Ersten Weltkrieg auseinandersetzen. Auf ihrer Mitgliederversammlung in Erfurt riefen die Delegierten am Mittwochabend auch dazu auf, im Erinnerungsjahr zum Kriegsbeginn vor 100 Jahren die ehemals kriegsführenden Nationen im Gedenken zu vereinen und so den Frieden zu fördern. Der Genozid an den Armeniern im Osmanischen Reich 1915 müsse dabei besonders berücksichtigt werden, hieß es.

Martin Greschat, ehemaliger Ordinarius für Kirchengeschichte an der Universität Gießen, betonte, dass die Kirchen im Ersten Weltkrieg durch einen religiös überhöhten Nationalismus das Kriegsgeschehen angeheizt und die Substanz des Christlichen preisgegeben hätten. Auch wenn es an kritischen Stimmen in den europäischen Ländern nicht gefehlt habe, "nahezu überall wurde das Christentum instrumentalisiert und Gott für die Politik des eigenen Landes in Anspruch genommen", sagte Greschat.

Angefangen bei den Exzessen deutscher Soldaten in Belgien und Nordfrankreich und den sich steigernden Brutalitäten und Massakern an den Fronten habe jeder Kriegstag belegt, "wie wenig das Leben eines Menschen zählte und wie wenig das Christentum und die Kirchen dagegengehalten haben", betonte Greschat.

Pfarrer Guy Liagre, Generalsekretär der Konferenz Europäischer Kirchen, stellte mehrere Gedenkinitiativen aus anderen europäischen Ländern vor. So werde zum Teil an den großen Kriegsdenkmälern täglich an die zahllosen Toten erinnert, sagte Liagre.

Der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen gehören nach eigenen Angaben 17 evangelische, katholische, orthodoxe und andere Kirchen an. Vier weitere Kirchen sind Gastmitglieder, vier ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Die ACK repräsentiert damit rund 50 Millionen Christen in Deutschland.

www.oekumene-ack.de

27. März 2014

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