Aufruf zu einem Dialog der Religionen

Landesbischof July spricht im Oman über Glaube und Toleranz

Evangelische Landeskirche in Württemberg

12. Februar 2013

Zu einem "Gespräch auf Augenhöhe" zwischen den Religionen hat der württembergische evangelische Landesbischof Dr. h. c. Frank Otfried July aufgerufen. Bei einer am Montag, 11. Februar, gehaltenen Rede zum Thema "Glaube und Toleranz aus christlich-evangelischer Perspektive" vor etwa 150 Zuhörern in der Großen Sultan-Qaboos-Moschee in der omanischen Hauptstadt Muscat sagte July: "Unsere Gesellschaft und diese Welt benötigen mehr dialogische Toleranz." Diese mache sich die Mühe, andere Haltungen zu erkunden und zu verstehen, ohne dabei gleicher Meinung sein zu müssen. Bischof July hält sich noch bis Donnerstag, 14. Februar, auf Einladung des Ministers für Religiöse Angelegenheiten, Scheich Abdullah bin Mohammed al-Salmi, im Oman auf.

In seiner Rede verglich Bischof July die Welt mit einem Haus, in dem jede Weltregion, Religion und Kultur ihr Zimmer habe. In einer Zeit der zunehmenden Globalisierung könne man sich in diesem Haus nicht mehr aus dem Wege gehen. Das führe bei vielen Menschen zu Verunsicherung und Angst, die eigenen Traditionen und Werte zu verlieren. July betonte die besondere Verantwortung religiöser Menschen und Gemeinschaften, gerade in Zeiten des Umbruchs "das versöhnende Potenzial des Glaubens" zu zeigen: "Wir wollen Wege des gemeinsamen Eintretens für Menschenrechte und Toleranz suchen." In diesem Zusammenhang wertete July es als Zeichen des Vertrauens, dass er in der Großen Moschee sprechen durfte und dies öffentlich in den omanischen Medien angekündigt wurde.

"Die Kirchen in Deutschland sehen es als ihre Aufgabe an, mit dafür zu sorgen, dass Muslime in guter Nachbarschaft mit den Christen ihren Glauben leben und gestalten können", erklärte Bischof July weiter. Als Beispiele für dieses Engagement nannte er die Unterstützung der württembergischen Landeskirche für ein Zentrum für Islamische Theologie in Tübingen sowie gemeinsame Fortbildungen für Pfarrerinnen und Pfarrer und Imame, die vom Islambeauftragen der Kirche organisiert werden.

Dr. Abdulrahmann al-Salimi, Neffe des Ministers für Religiöse Angelegenheiten und Mitarbeiter in dessen Ministerium, würdigte Bischof July als wichtige Persönlichkeit und Repräsentant der Lutherischen Kirche. Seine Vision von Toleranz und vom Zusammenleben der Christen und Muslime wirke weit über die württembergische Landeskirche hinaus. Der Deutsche Botschafter im Oman, Hans-Christian Freiherr von Reibnitz, sieht im Besuch und in der Wertschätzung Bischof Julys ein Zeichen der Weltoffenheit der omanischen Regierung. "Der Religionsminister und die anderen Institutionen im Land wollen keine Hassprediger. Sie wollen Toleranz. Deshalb werden sie aktiv und scheuen sich nicht, einen protestantischen Bischof einzuladen."

Während seines sechstägigen Besuches im Sultanat Oman trifft Bischof July Vertreterinnen und Vertreter christlicher Gemeinden. Ebenso besucht er protestantische und islamische Einrichtungen wie das islamische Scharia-Institut. Oman liegt im Südosten der arabischen Halbinsel. Die sonst kaum verbreitete islamische Glaubensrichtung der Ibaditen bildet die Bevölkerungsmehrheit. Oman gilt als Land, dessen Religionspolitik Toleranz zum Leitsatz macht. Der Sultan bzw. der Staat stellen Christen Kirchen zur Verfügung.

Muscat (Oman) / Stuttgart, 12. Februar 2013

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