EKD-Ratsvorsitzender Schneider enttäuscht über "Rio+20"-Ergebnisse

Berlin (epd). Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, hat dazu aufgerufen, sich von der Enttäuschung über den UN-Nachhaltigkeitsgipfels in Rio de Janeiro nicht lähmen zu lassen. Christen müssten sich dafür einsetzen, das Prinzip der Nachhaltigkeit im gesellschaftlichem Handeln und im persönlichen Lebensstil zu verankern, sagte Schneider am Montag in Berlin auf einer Konferenz der EKD und ihrer Hilfswerke "Brot für die Welt" und Evangelischer Entwicklungsdienst.

Mit Blick auf Deutschland ergänzte der Ratsvorsitzende, gefragt sei nun das Handeln im eigenen Haus. Die Politik könne sich durchaus ehrgeizigere Klimazielen setzen als bisher geplant.

Die evangelische Kirche vermisse "Dynamik, Klarheit und Verbindlichkeit" in der Beantwortung der großen Zukunftsfrage, wie die Wirtschaft in den Dienst des Menschen gestellt und in Einklang mit den natürlichen Rahmenbedingungen einer endlichen Welt gebracht werden könne, sagte Schneider, der auch Präses der rheinische Landeskirche ist. "Rio+20" sei es nicht gelungen, ein starkes Signal zu setzen wie dies durch den ersten Erdgipfel vor 20 Jahren geschehen sei.

"Wir brauchen eine Ethik des Genug", verlangte der Spitzenrepräsentant von rund 24 Millionen Protestanten. "Und wir brauchen Umverteilung". Auf den Finanzmärkten würden unvorstellbare Summe verspekuliert, während jeden Tag 25.000 Menschen an den Folgen von Hunger und Krankheiten sterben. Dies sei nichts anderes als "ein kalter Krieg gegen die Armen", sagte der EKD-Ratsvorsitzende. Spekulationen mit Nahrungsmitteln müssten unterbunden werden.

Vor der Rio-Konferenz hatten sich die beiden großen Kirchen für eine "deutliche Aufwertung" der für Nachhaltigkeit zuständigen UN-Institutionen, für die Vereinbarung von verbindlichen Nachhaltigkeitszielen und für "Leitplanken eines grünen Wirtschaftens zum Wohle aller Menschen" starkgemacht. Diese Ziele seien in Rio allenfalls im Ansatz erreicht worden, bilanzierte Schneider.

Der UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung war am Freitag mit Bekenntnissen zu mehr Umweltschutz und Armutsbekämpfung zu Ende gegangen. Die rund 190 Teilnehmerstaaten nahmen die Schlusserklärung mit dem Titel "Die Zukunft, die wir wollen" im Konsens an. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen kritisierten das Dokument heftig, weil es keine konkreten Ziele und Fristen für ökologisch-soziales Wirtschaften und einen besseren Schutz der Meere enthält.

26. Juni 2012

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