Bischof Dröge für Versachlichung der Integrationsdebatte

Berlin (epd). Der Berliner Bischof Markus Dröge hat eine Versachlichung der Integrationsdebatte angemahnt. Zurzeit werde das Thema "eher emotional, streckenweise unrealistisch und vielfach verzerrend behandelt", erklärte Dröge am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Berlin. Wer sich sachlich über den Stand der Integration von Bürgern aus anderen Kulturkreisen informiere, könne erkennen, dass sie bei weiter bestehenden massiven sozialen Problemen in bestimmten Gruppen immer besser gelinge.

Als Grundwerte der Gesellschaft nannte Dröge etwa die "Unterscheidung von Staat und Religion". Der Staat habe für die Religionsfreiheit und den Religionsfrieden zu sorgen und dürfe sich nicht nur mit einer Glaubensweise identifizieren. Der Errichtung eines "Gottesstaates" oder der Einführung von Normen der islamischen Scharia in das deutsche Rechtssystem erteilte der Berliner Bischof eine Absage.

Als weiteren Grundwert nannte Dröge den "Respekt vor der gleichen Würde des Anderen, unabhängig von Kultur, Religion und Geschlecht". Dazu gehöre auch die "Bereitschaft zur offenen Kommunikation" als Voraussetzung für ein friedliches Miteinander. Im Gegensatz dazu stehe etwa das Tragen einer Burka, die das gesamte Gesicht verhüllt: "Im Dialog muss jede und jeder sein gegenüber mit dem was er oder sie sagt einschätzen können."

Mit Blick auf die umstrittene Koran-Verteilaktion der islamistischen Salafisten sprach sich Dröge erneut "für mehr Bildungsorte" aus, "um Heilige Schriften zu interpretieren und um den interreligiösen Dialog einzuüben". Zugleich forderte er eine Aufwertung des Religionsunterrichtes und nannte ihn "eine dringende Bildungsnotwendigkeit für die gesamte Gesellschaft". "Wer hier ein Vakuum entstehen lässt, braucht sich nicht wundern, wenn Extremisten dieses Vakuum füllen", betonte er.

Weiter bestehende Probleme der Integration könnten nicht mit einer bestimmten Religionszugehörigkeit erklärt werden, fügte Dröge hinzu. Probleme träten vielmehr dann auf, wenn ein bestimmtes Bildungsniveau nicht erreicht, soziale Probleme nicht bewältigt und die deutsche Sprache nicht beherrscht werde.

"Nicht junge Muslime neigen zur Gewalt, sondern Jugendliche mit gravierenden sozialen Problemen neigen zu extremen Ideologien und religiösem Fundamentalismus, nicht nur muslimischer Prägung", betonte der Berliner Bischof unter Hinweis auf den norwegischen Massenmörder Anders Breivik und dessen "verquere christlich-abendländische Weltanschauung".

26. April 2012

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