Diktatur näher untersuchen

Landesbischof Weber hält in Glasgow Vortrag über den Nationalsozialismus

Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig

28. Februar 2012

Wolfenbüttel/Glasgow. Die Rolle der evangelischen Kirche in der Zeit des Nationalsozialismus ist differenzierter zu bewerten, als das bisher vielfach getan wurde. Diese Auffassung hat Landesbischof Prof. Dr. Friedrich Weber am Dienstag, 28. Februar, bei einem Vortrag an der Universität Glasgow (Schottland) vertreten. Ein genauer Blick auf das alltägliche Leben der Christen im Dritten Reich lasse eine klare Trennung zwischen Widerstand und Anpassung, Bekennender Kirche einerseits und Deutschen Christen andererseits kaum erkennen. Weber war von der Universität eingeladen worden, einen Vortrag über das Thema „Kirche(n) bauen im Nationalsozialismus“ zu halten.

Während dieser Zeit seien in Deutschland mehr als tausend Kirchen gebaut worden, hob Weber hervor. Beispiele dafür fänden sich auch in der Landeskirche Braunschweig, wie eine entsprechende Ausstellung in Braunschweig 2009 gezeigt habe. So sei in den vergangenen Jahren vermehrt die Auffassung vertreten worden, dass Hitlers Diktatur von ihrem eigenen Selbstverständnis her kein atheistischer Staat, sondern zumindest eine religiöse, wenn nicht sogar eine christliche Diktatur gewesen sei. Im Jahr 1933 habe es zum Beispiel eine regelrechte Kircheneintrittsbewegung gegeben, und vor allem Christen seien vom nationalsozialistischen Gedanken einer „Volksgemeinschaft“ fasziniert gewesen.

Vor diesem Hintergrund, so der Landesbischof, seien Wissenschaftler aufgefordert, das alltägliche kirchliche Leben zur Zeit des Nationalsozialismus stärker in den Blick zu nehmen und systematisch zu erforschen.

28. Februar 2012

www.landeskirche-braunschweig.de