„Während sich manche von Befürchtungen lähmen lassen, feiern andere auf der Sonnenseite ihre persönliche Party.“

Kirchenpräsident Jung sieht Buß- und Bettag als Chance zum Nachdenken über kollektive Schuldzusammenhänge

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

15. November 2011

Kirchenpräsident Dr. Volker Jung hat die Bedeutung des Buß- und Bettages für die Gesellschaft hervorgehoben. Dieser ehemals arbeitsfreie Feiertag wird in diesem Jahr am Mittwoch, den 16. November, begangen. Dazu schreibt Jung:

„Steht Europa am Abgrund? Wirtschaften und leben wir auf Kosten anderer? Sind wir noch in der Lage, Finanzmärkte zu beherrschen oder werden wir von Systemen beherrscht, die wir geschaffen haben? Ist die Klimaveränderung noch aufzuhalten? Während sich manche von größten Befürchtungen darüber lähmen lassen, wollen andere davon gar nichts wissen und feiern unbekümmert auf der Sonnenseite des Lebens ihre persönliche Party. Beide stellt der Buß- und Bettag in Frage. Zum einen fragt er nach kollektiven Schuldzusammenhängen, in denen wir leben. Er fordert unseren Ernst und unsere Bereitschaft zur Umkehr ein. Zum zweiten ermutigt er uns, nicht zu verzagen und uns von Gottes Liebe tragen zu lassen. Das kann dazu befreien, neue Wege zu gehen und an Lösungen für die Probleme der Welt zu arbeiten. Ob wir wollen oder nicht - wir stecken durch unsere Art zu leben in Schuldzusammenhängen. Das müssen wir uns bewusst machen. Dafür ist der Buß- und Bettag ein Fixpunkt im Jahr. Ohne ihn würde uns dieser Impuls zum selbstkritischen Reflektieren und Korrigieren fehlen. Wichtig ist mir dabei, nicht mit dem Finger auf andere zu zeigen, sondern die eigene Rolle und den eigenen Beitrag zu sehen. Das gilt auch für die Kirche als Institution, die ja auch Teil und Nutznießer dieses Systems ist.“

Der Buß- und Bettag ist ein evangelischer Feiertag, der jeweils am Mittwoch vor dem Ewigkeitssonntag als Tag der kritischen Selbstreflexion begangen wird. Ursprünglich war er der einzige arbeitsfreie Feiertag mit evangelischer Tradition. 1994 war ihm dies bundesweit – außer in Sachsen – aberkannt worden, um die Pflegeversicherung mitzufinanzieren. Die evangelische Kirche hält an dem Feiertag fest. Die Gottesdienste werden nun in der Regel am Abend gehalten.

Darmstadt, 15. November 2011

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