"Bach und die Bibel": Quelle und Inspiration für geistliche Musik

Bretten (epd). Der größte Teil seiner Werke entstand für den evangelisch-lutherischen Gottesdienst: 200 von insgesamt 300 Kirchenkantaten sind von Johann Sebastian Bach (1685-1750) noch erhalten, zwei Passionen, drei Oratorien und jede Menge Messen oder Messenteile. Bach selbst besaß nachweislich mindestens drei Bibeln, in denen er sich Notizen für seine Werke machte. Die Ausstellung "Bach und die Bibel" dokumentiert seit Samstag im baden-württembergischen Bretten den biblischen Bezug der Werke des weltberühmten Barockkomponisten.

Die Bezüge im Werk des Komponisten und ehemaligen Kantors an der Leipziger Thomaskirche seien eindeutig, sagt der Wissenschaftler Michael Beyer von der Universität Leipzig. Die Auswahl seiner geistlichen Texte zeichne sich durch eine "außergewöhnliche Sorgsamkeit, theologische Behutsamkeit und durch Beachtung bewusster Bibelnähe aus", schreibt auch der Leipziger Theologieprofessor und Bachforscher Martin Petzoldt im Katalog zur Ausstellung.

Bachs Werk ist ohne die Bibel nicht zu denken. Seine Musik sei deshalb auch nie nur als reines Konzerterlebnis zu verstehen, betont Beyer. Schließlich habe der Musiker, bevor er 1723 eine Stelle als Thomaskantor in Leipzig antrat, eine theologische Prüfung abgelegt, in der ihm auch theologische Urteilskraft abverlangt worden sei. Seine tiefe innere Verbundenheit mit dem Glauben drückt sich auch in der überlieferten Notiz aus: "Wo wirklich eine aus dem Herzen gehende Kirchenmusik gemacht wird, ist Gott anwesend."

Die Ausstellung besteht aus vier Teilen: "Bachs Bibeln", "Die Bibel im Alltag des 17. und 18. Jahrhunderts", "Gebrauch der Bibel in Bachs Werk" und "Bach im Gespräch mit seiner Bibel". Zudem gibt die Präsentation der Leipziger Bibelgesellschaft Einblick in den alltäglichen Umgang mit dem Alten und Neuen Testament im 17. und 18. Jahrhundert.

Auf 16 großen Schautafeln sind Texte und Bilder illustriert unter anderem von mindestens drei Bibeln, die Bach im Lauf seines Lebens benutzt haben soll: eine 1736 gedruckte Handbibel, eine fünfbändige Bibel mit Erklärungen von Johann Olearius und eine von ihm 1733 antiquarisch erworbene dreibändige Bibelausgabe des Wittenberger Theologen Abraham Calov mit Erklärungen aus Luthers Bibelauslegungen.

Allein in der Calov'schen Bibel finden sich etwa 70 handschriftliche Eintragungen Bachs, Korrekturen, Unterstreichungen und Randbemerkungen, die einen Einblick in Bachs Umgang mit der Bibel geben. Die Heilige Schrift war demnach für Bach von Kind an Grundlage für seinen Glauben und zugleich Quelle und Inspiration für seine geistliche Vokalmusik. Unter den Notizen finden sich Einträge wie "Bei einer andächtigen Musique ist allezeit Gott mit seiner Gnaden Gegenwart" oder, dass die Musik "von Gottes Geist angeordnet worden" sei.

Die Schau selbst hat "eine wahre Odyssee" hinter sich, erzählt Beyer. Sie entstand erstmals im Jahr 1997 und tourte bereits durch mehrere deutsche Städte. Bei einer Ausstellung im sächsischen Grimma im Jahr 2002 wurde sie dann durch das damalige Elbe- und Muldehochwasser komplett zerstört.

In den vergangenen Jahren wurden die Schautafeln wieder hergestellt und werden nun erstmals seit knapp neun Jahren bis zum 8. Mai in Bretten gezeigt. "Bach und die Bibel" wurde konzipiert von der Leipziger Bibelgesellschaft mit Unterstützung der Deutschen Bibelgesellschaft, die beide im kommenden Jahr ihren 200. Geburtstag feiern.

10. April 2011

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