Pfarrer: Nach Zivildienstaussetzung weiter für Kriegsverweigerer da

Frankfurt a.M. (epd). Nach der geplanten Aussetzung des Wehr- und Zivildienstes zum 1. Juli müssen die Zivildienstseelsorger nach Auffassung von Pfarrer Jens Haupt veränderte Aufgaben bekommen. "Was aber die Gewissensentscheidung angeht, wollen wir nach wie vor als Berater da sein", sagte der Leiter des Zentrums für Freiwilligen-, Friedens- und Zivildienst der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck in einem epd-Gespräch. Das Grundrecht der Kriegsdienstverweigerung gebe es schließlich weiterhin: "Das ist aber nicht mehr die Eintrittskarte zum Zivildienst, sondern eine persönliche Entscheidung, die wir weiterhin durch Gewissensbildung unterstützen werden."

In Kurhessen-Waldeck gebe es die besondere Situation, dass sechs Pfarrer mit einem Viertel ihrer Stelle in der Zivildienstsorge bereits aktiv seien. Sie hätten in der Vergangenheit unter anderem Studientage, Auslandsfahrten und Seminare für Zivis und junge Menschen im Freiwilligen Sozialen Jahr angeboten, erläuterte Pfarrer Haupt. In Zukunft könnten die Pfarrer außerdem die pädagogische Begleitung im Freiwilligendienst mit speziellen, kirchlichen Themen unterstützen.

Außerdem sollten die Zivildienstseelsorger in der Schule und der Jugendarbeit über Freiwilligendienste informieren. "Nicht nur, damit wir unsere Plätze besetzen können, sondern, um sinnvolle Alternativen zu dem zu ermöglichen, was beispielsweise die Bundeswehr oder die Ausbildungslandschaft anbietet", sagte der Theologe. Viele bräuchten nach der Schule ein Jahr Orientierung und etwas "Praktisches".

Außerdem seien Seelsorger für Freiwillige hilfreich, um deutlich zu machen, dass die Kirche das Engagement der jungen Menschen ernst nehme und unterstütze. Jedoch habe nicht jede Landeskirche Zivildienstpfarrer. Die Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland habe jedoch eine Diskussion über die seelsorgerliche Begleitung von Menschen in Freiwilligen- und Friedensdiensten ausgelöst.

Die Abschaffung des "Zwangsdienstes" sei ein Ziel kirchlicher Arbeit gewesen. "Wir haben ja immer gesagt, freiwilliges Engagement ist besser als Pflichtdienst und entspricht auch mehr dem protestantischen Selbstverständnis", ergänzte der Zivildienstpfarrer.

02. März 2011

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