Weltkirchenrat fordert Ende der Gewalt in Libyen

Genf (epd). Der Weltkirchenrat hat ein sofortiges Ende der Gewalt in Libyen gefordert. Der Konflikt müsse gewaltfrei, gerecht und im Dialog gelöst werden, betonte der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Dienstag in Genf. Die Eskalation des Konflikts zwischen Demonstranten und dem Regime des Machthabers Muammar al-Gaddafi sei sehr besorgniserregend, hieß es zum Abschluss der Sitzung des ÖRK-Zentralausschusses. Westliche Beobachter machen das Regime für den Tod von Hunderten von Demonstranten verantwortlich.

Gleichzeitig forderte der Zentralausschuss einen besseren Schutz der Christen im Nahen und Mittleren Osten vor Gewalt und Verfolgung. Blutige Attacken gegen Christen wie im Irak und Ägypten dürften sich nicht wiederholen. Bei der Attacke in der ägyptischen Stadt Alexandria in der Silvesternacht starben mehr als 20 Menschen. Bei dem Terroranschlag in Iraks Hauptstadt Bagdad kamen im vergangenen Jahr mehr als 50 Menschen ums Leben.

Die 150 Mitglieder des Ausschusses warnten zudem, dass christliche Kirchen in der Region wie im Irak immer mehr Mitglieder verlören. Viele irakische Christen befinden sich auf der Flucht vor der Gewalt in ihrer Heimat. Dieser Trend sei besonders zu bedauern, da das Christentum seinen Ursprung in der Region habe.

Das ÖRK-Leitungsorgan betonte zudem, dass Christen bei der Revolution in Ägypten eine wichtige Rolle gespielt hätten. Trotz des Terroranschlages in der koptischen Kirche in Alexandria in der Silvesternacht hätten viele junge Christen für Freiheit und Menschenrechte in ihrer Heimat gekämpft.

Zudem führte der Zentralausschuss die Debatte über eine Reform seiner Arbeit fort. Konkrete Abstimmungen fanden nicht statt. Entscheidungen könnten auf der nächsten Sitzung des Zentralausschusses 2012 fallen, hieß es. Das Leitungsgremium des Weltkirchenrates verabschiedete zudem Erklärungen zur Gewalt in Kolumbien, zum Recht auf Wasser und sanitären Einrichtungen, zur Urbevölkerung in Australien, zu Migranten und zu Aids.

Dem Weltkirchenrat gehören protestantische, anglikanische, orthodoxe und altkatholische Kirchen sowie Freikirchen mit nach eigenen Angaben rund 560 Millionen Christen an. Die römisch-katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet jedoch seit Ende der 1960er Jahre in wichtigen Gremien wie der "Kommission für Glauben und Kirchenverfassung" mit.

22. Februar 2011

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