Loveparade-Katastrophe: Ratsvorsitzender fordert Transparenz

Berlin (epd). Der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, dringt auf mehr Transparenz bei der Aufklärung der Loveparade-Katastrophe von Duisburg. Es sei richtig, dass die Polizei an die Öffentlichkeit gegangen ist. "Auch die Stadtverwaltung könnte durchaus die Vorgänge bei sich öffentlich machen", sagte Schneider am Freitag im Deutschlandradio Kultur.

Dabei gehe es nicht darum, mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen. Die Bewertung der Vorgänge sei von der Offenlegung der Informationen zu trennen, sagte der rheinische Präses.

Bei der Suche nach den Verantwortlichen für die Massenpanik vom vergangenen Samstag mit 21 Toten und mehr als 500 Verletzten verlangte Schneider Sorgfalt und Fairness. Für alle Beteiligten sei die Situation schwierig. "Ich habe auch ein gewisses Verständnis für den Oberbürgermeister, der Morddrohungen erhält und nun sehen muss, wie er sich und seine Familie schützt", sagte der evangelische Theologe, der in Duisburg aufgewachsen ist und dort als Pfarrer tätig war. Allerdings müsse man sagen, was man weiß. Die berechtigten Ansprüche der Öffentlichkeit auf Information seien zu befriedigen.

Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) hat sich seit mehreren Tagen zurückgezogen. Ungeachtet starken öffentlichen Drucks lehnt er einen Rücktritt bislang ab.

Schneider will am Samstag im ökumenischen Trauergottesdienst auch der Frage nachgehen, wie Gott solche Unglücke wie in Duisburg zulassen kann. Doch dürfe die Frage nach Gott nicht dazu dienen, von der Verantwortung von Menschen abzulenken. "Gott ist keine Lebensversicherung", sagte Schneider. Aber es gehöre zur Kraft des Glaubens, dass die Menschen in der Trauer nicht zerbrechen.

30. Juli 2010

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