Wir vertrauen auf Gottes guten Willen

Bischof, Prälatin und Prälaten zum Jahreswechsel

Evangelische Landeskirche in Württemberg

30. Dezember 2009

Stuttgart/ Reutlingen/ Ulm. Es seien die Bilder der Jahresrückblicke im Fernsehen, die einen manchmal erschrecken lassen, sagt der württembergische evangelische Landesbischof, Frank Otfried July, im Internet in seiner Videoansprache zur Jahreslosung 2010. "Ist das die Welt, in die man seine Kinder und Enkel gehen lassen möchte?" fragt er. Auch andere Nachrichten, wie über den Hunger in der Welt, würden erschrecken. Gut sei es dann, dass es aufrichtende Worte gibt, die Menschen zugesprochen werden. Die biblische Jahreslosung für das Jahr 2010, "Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich", sei solch ein Wort. Jesus wisse, dass Menschen im Schrecken persönlicher wie gesellschaftlicher Notlagen an Gott und seiner Macht zweifeln. Glauben gegen die sichtbare Wirklichkeit sei schwer, sagt der Bischof und ergänzt: "Weil Gott ein "Dennoch" gegen alle Schrecken und Katastrophen sagt, wagen wir unseren Weg durch diese Welt. Wir vertrauen auf Gottes guten Willen zu unserem Leben und seiner Welt. So setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass diese Welt für alle Menschen bewohnbar bleibt, dass der Hunger bekämpft wird und das Zusammenleben friedlicher wird."
(Videobotschaft zum neuen Jahr auf www.elk-wue.de)

Auch die Ulmer Prälatin Gabriele Wulz legt in ihrem Neujahrsbrief die Worte der Jahreslosung 2010 aus. Es seien Worte an die Jünger, die von der Dramatik des Abschiedes leben. "Jesus wird weggehen. Sein Weg führt ihn nach Jerusalem in den Tod", schreibt die Prälatin. "Die Gemeinde wird Jesus über kurz oder lang nicht mehr von Angesicht zu Angesicht sehen können. Damit bricht erst einmal weg, was fester Anker des Glaubens und der Gewissheit der Gemeinde gewesen ist. Was sich ausbreitet, ist zunächst eine Leere, eine Lücke, die nicht zu schließen ist. Grund genug, dass das Herz erschrickt und sich ängstigt. Von dieser inneren Dynamik lebt das Verheißungswort Jesu an seine Jünger. Der Ruf zum Glauben und zum Vertrauen entspricht der Verzweiflung der Jünger. Diese wird von Jesus nicht ignoriert, sondern aufgenommen und ausgesprochen und so überwunden."

Auch die Menschen unserer Zeit würden in der Situation leben, dass sie Jesus nicht sehen. "Und so ist es kein Wunder, dass uns manchmal das Herz schwer wird, der Verstand sich verwirrt und verknotet und die Wege, die zu gehen sind, unklar werden. Kein Wunder, dass wir in Anfechtung geraten." Angst sei jedoch kein guter Lehrmeister, denn sie könne in die Irre führen und Menschen dazu bringen, Dinge zu tun, die gegen die Vernunft und die Weisung Gottes seien, schreibt Wulz. "Gegen das Erschrecken, gegen die Angst setzt Jesus das Vertrauen in Gott und in ihn. Diesem "einen Wort Gottes" kann man trauen. Ihm gilt es zu gehorchen - im Leben und im Sterben."

Der Reutlinger Prälat Christian Rose schreibt in seinem Neujahrsbrief zur Jahreslosung 2010:
"Es gibt kein Leben ohne Angst. Jesus kennt das Erschrecken. Zugleich weist er einen Weg heraus aus der Starre des Entsetzens. Er tröstet die erschrockenen Herzen und er ermutigt, die neue Situation im Gottvertrauen anzunehmen. Das mag manchen wie billiger Trost anmuten. Aber in Momenten, in denen gesellschaftliche Stützpfeiler umknicken wie Bäume in Weihnachtsorkanen, kann der Glaube zum Anker für die erschrockenen Herzen und die aufgescheuchten Seelen werden. Er schenkt Trost im Abschied und Mut zur Veränderung."

Das neue Jahr liege vor den Menschen wie ein unbeschriebenes Buch, schreibt der Prälat. Dabei sei es wohl gut, dass man manches nur erahnen könne und nicht wisse, was das neue Jahr bringt. Andere Veränderungen spricht Rose direkt an: "Manchen Ereignissen blicke ich mit gemischten Gefühlen entgegen. Da ist zum Beispiel am 31. Januar 2010 die Entwidmung der Reutlinger Leonhardskirche." Der Kirchengemeinderat der Neuen Marienkirchengemeinde in Reutlingen habe beschlossen die Kirche aufzugeben und das Gemeindeleben in anderen, zum Teil neu renovierten Gebäuden fortzusetzen. "Für manche ist das unvorstellbar. Der Abschied wird für viele Gemeindeglieder schmerzlich. Trauer, Wut und Enttäuschung werden an diesem Tag mit Händen zu greifen sein", so der Prälat. Die Leonhardskirche sei Ende des 19. Jahrhunderts als "Interims- und Ausweichkirche" für die Zeit der umfassenden Renovierung der Marienkirche erbaut worden.  Sie sei auf eine Lebenszeit von 60 Jahren angelegt gewesen und mit ihren nun fast 116 Jahre in ihrer Bausubstanz nicht mehr zukunftsfähig. Gleichzeitig blickt der Prälat auch zuversichtlich in die Zukunft und fordert dazu auf wahrzunehmen, "wie groß der Schatz in unseren Kirchengemeinden, Kirchenbezirken und in unserer gesamten Landeskirche ist. Die Zahl der ehrenamtlich Engagierten ist nach wie vor enorm hoch. Über 140.000 Menschen arbeiten ehrenamtlich in unserer Kirche und in unserer Diakonie mit. Die uns zur Verfügung gestellten Finanzmittel sind nach wie vor so viel, dass wir unseren Dienst in Kirche und Welt gut fortsetzen können. Das alles ist Grund zu großer Dankbarkeit. Und wir sollten gelassen, besonnen und zuversichtlich der Zukunft entgegengehen."

Der Stuttgarter Prälat Ulrich Mack sagte in seiner Neujahrspredigt in der Stuttgarter Stiftskirche: "Es gibt genug Gründe, das neue Jahr angstvoll und hoffnungsarm zu beginnen. Die Sorgen um das Klima kennen wir, auch um Arbeitsplätze und Finanzen, um Frieden im Nahen Osten, um die eigene Gesundheit oder um Eltern und Kinder. Aber es gibt einen Grund, froh und vertrauensvoll ins neue Jahr zu gehen. Jesus Christus zeigt ihn in der Jahreslosung für 2010: "Euer Herz erschrecke nicht. Glaubt an Gott und glaubt an mich" (Joh 14,1)." Über 2010 stehe die Ermutigung zum Glauben, sagte der Prälat.

Gott, der sich in Jesus zeige, wolle innere Stabilität und Stärke im Vertrauen auf ihn geben. "Bei allen Entscheidungen in der Politik, im gesellschaftlichen Miteinander und in persönlichen Erfahrungen kommt es letztlich darauf an, was uns im Glauben wichtig ist und wer uns auch in Tiefen des Lebens hält. Wer auf Gott vertraut, dessen Herz kann auch in Zeiten der Unsicherheit "fröhlich springen".

Eine solche begründete Vertrauensgelassenheit brauchen wir im neuen Jahrzehnt. Darum ist es gut, dass über 2010 nicht zuerst Appelle und Pflichten und Probleme stehen, sondern die Ermutigung zum Glauben."

Ev. Landeskirche in Württemberg
Ev. Oberkirchenrat
Gänsheidestraße 4
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