Käßmann: Mobbing im Job nicht tolerieren

Köln (epd). Zu mehr Solidarität mit gemobbten Arbeitskollegen hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Margot Käßmann, aufgerufen. Gerade in Zeiten drohender Arbeitslosigkeit und wachsenden Drucks auf die Beschäftigten brauche es "Menschen, die Mobbing mit Mut und Rückgrat" begegneten, sagte Theologin am Mittwochabend in der ARD-Senung "hart aber fair".

Käßmann appellierte an die Arbeitgeber, Mitarbeitern, die den beruflichen Belastungen nicht standhielten und erkrankten, genügend Zeit zum Wiedereinstieg zu geben. Kollegen seien fast immer bereit, "eine erkrankte Person mitzutragen", sagte Käßmann in der Sendung mit dem Thema "Ausgepresst und weggemobbt - willkommen in der neuen Arbeitswelt".

Norbert Blüm (CDU), einstiger Bundesarbeitsminister, kritisierte die gegenwärtigen Verhältnisse in vielen Unternehmen und machte die "mangelnde Arbeitskultur" für zunehmendes Mobbing verantwortlich. Unsichere Beschäftigungsformen wie etwa Zeitarbeit und Ein-Euro-Jobs "ruinieren unsere Gesellschaft", sagte der Politiker. Weil die Angst um den eigenen Job allgegenwärtig sei, "sinkt der Level der gegenseitigen Rücksichtnahme". Deutschland stecke "nicht in einer Wirtschaftskrise, sondern in einer Kulturkrise".

Käßmann räumte ein, dass wachsende Konkurrenz auch vor den Kirchen als Arbeitgebern nicht haltmache. So stehe die Diakonie etwa im Bereich der Pflegedienste unter großem wirtschaftlichen Druck. Aber: Wo Fälle von Mobbing bekanntwürden, "gehen wir dagegen an", sagte die Hannoveraner Bischöfin. Ausgrenzung am Arbeitsplatz sei für Betroffene immer ungeheuer belastend, weil die meisten Beschäftigten ihren Beruf auch als Berufung sähen. Wenn Mobbing-Opfer aber psychisch krank würden und im Unternehmen keine Perspektive mehr hätten, bleibe oft nur der Wechsel auf eine andere Arbeitsstelle, "auch wenn das in diesen Zeiten oft sehr schwierig ist".

Der Manager Utz Claassen riet Arbeitgebern dazu, Mobbing mit all seinen perfiden Formen kompromisslos zu unterbinden. Solche Auswüchse gefährdeten das Betriebsklima und wirkten sich negativ auf die Arbeitsproduktivität aus. "Es gibt leider die Tendenz, dass Mitarbeiter sich selbst im Wettbewerb auf Kosten anderer profilieren", sagte der ehemalige Vorstand des Energiekonzerns EnBW.

17. Dezember 2009

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