Landesbischof warnt vor sündhafter Gewinnorientierung

Friedrich auf Kongreß Christlicher Führungskräfte: Nicht vom Glanz des Geldes verführen lassen

Nürnberg (idea) - Der bayerische Landesbischof Johannes Friedrich (München) hat vor einem sündhaftem Gebrauch von Gewinnorientierung, Wettbewerb, Geld und Eigentum gewarnt. Unternehmerisches Handeln müsse in grundlegende christliche Werte wie soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit, Demokratie und Sorge um eine bewohnbare Welt eingebunden sein, forderte er Geistliche zu Beginn des 4. Kongresses christlicher Führungskräfte, der vom 20. bis 22. Januar in Nürnberg stattfindet. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern unterstützt diesen von der Evangelischen Nachrichtenagentur idea und der Firma tempus-Zeitplansysteme (Giengen bei Ulm) veranstalteten Kongreß, zu dem sich rund 2.500 Besucher vornehmlich aus Wirtschaft und Kirche angemeldet haben. Prominente Redner sind außer Friedrich der für die Außenbeziehungen von DaimlerChrysler zuständige Vizepräsident Michael Inacker (Stuttgart), die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU), der bayerische Staatsminister Günther Beckstein (CSU) und ZDF-Moderator und EKD-Ratsmitglied Peter Hahne (Berlin). Laut Friedrich, der ebenfalls dem Leitungsgremium der EKD angehört, soll die Wirtschaft für die Menschen da sein - und nicht umgekehrt. Wo Unternehmer sich vom Glanz des Geldes verführen ließen und wirtschaftliche Gesichtspunkte zum eigenen Vorteil absolut setzten, habe dies in der Regel verheerende Folgen für gesellschaftlich Schwache und die kommenden Generationen. Viele Beispiele aus der Wirtschaft zeigten, daß sich Gewinnmaximierung und Fürsorge nicht ausschließen. Die EKD setze sich dafür ein, daß Arbeit gerechter verteilt und sinnvoll gestaltet werde. Sie verleihe seit 1998 das Gütesiegel "Arbeit Plus" an Firmen mit einer vorbildlichen Beschäftigungspolitik. Die Anregung sei von dem evangelischen Unternehmer Rainer Meusel (Neuss) ausgegangen, der 1997 als Kirchentagspräsident fragte: "Warum ist es eine Erfolgsnachricht, wenn ein Unternehmen drei Milliarden Gewinn und im selben Atemzug den Abbau weiterer 6000 Arbeitsplätze ankündigt?"

Fundamentale Werte verbinden Frömmigkeitsstile und Konfessionen

Friedrich würdigte die Bandbreite der beim Kongreß vertretenen Initiativen. Sie reicht vom Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer (AEU) über evangelikal geprägte Verbände wie "Christen in der Wirtschaft" bis hin zum Bund Katholischer Unternehmer (BKU). Offensichtlich gebe es fundamentale Werte, die Frömmigkeitsstile und sogar Konfessionen miteinander verbinden, sagte der Bischof. Wichtiger als unterschiedliche Meinungen in Einzelfragen seien gemeinsame Ziele. Dazu gehöre das Anliegen, mit christlichen Werten in Führung zu gehen.

Marquardt: Ermutigung zum Leben in der Gesinnung Jesu Christi

Der idea-Vorsitzende, Pastor Horst Marquardt (Wetzlar), beklagte einen moralischen Niedergang der Wirtschaft. Bestechung und Korruption prägten zunehmend den Alltag; Betriebsspionage sei keine Seltenheit mehr. Unverbindlichkeit und Oberflächlichkeit nähmen zu. Viele Mitarbeiter interessierten sich nicht für die Zukunft ihrer Unternehmen. Sie empfänden sich als Kostenfaktoren, deren man sich so schnell wie möglich entledigen wolle. Jeder sei sich selbst der Nächste geworden, beobachtet Marquardt. Der frühere Direktor des Evangeliums-Rundfunks erwartet, daß der Kongreß Christen ermutige, in der Gesinnung Jesu Christi zu leben und Verantwortung für die Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft zu übernehmen.