Das aktuelle Stichwort: Christen im Irak

Frankfurt a.M. (epd). Die Christen im Irak leiden wie die Mehrheit der Bevölkerung unter den desolaten Lebensverhältnissen im Land, die sich durch einen Krieg noch verschlechtern würden. Die genaue Zahl der irakischen Christen ist nicht bekannt, Schätzungen reichen von 500.000 bis zu mehr als einer Million Menschen. Weil viele Christen während der Herrschaft des Diktators Saddam Hussein das Land verlassen haben, ist ihr Anteil an der Bevölkerung in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen.

Die große Mehrheit der rund 23 Millonen Iraker sind Muslime. Knapp 60 Prozent der Bevölkerung gehören der schiitischen Glaubensrichtung des Islam an. Die ersten christlichen Gemeinden bildeten sich im alten Mesopotamien ab dem 2. Jahrhundert. Heute sind die chaldäischen Katholiken die größte Glaubensgemeinschaft unter den Christen im Irak. Ihre Kirche ist mit Rom uniert. Hinzu kommen mehrere kleinere Gruppen. Auch schätzungsweise 15.000 Protestanten leben im Irak.

Es gibt keine verlässlichen Angaben darüber, wieviele Christen dem Irak bereits den Rücken gekehrt haben. Vermutlich sind es Hunderttausende. Zum Exodus der Christen haben verschiedene Gründe beigetragen. Wie andere Bevölkerungsgruppen leiden auch Christen unter staatlicher Verfolgung, obwohl sie rechtlich mit den Muslimen gleichgestellt sind. Der Irak ist ein laizistischer Staat, nach dem Golfkrieg kam es jedoch unter staatlicher Kontrolle zu einer verstärkten Hinwendung zum Islam.

Vor allem die im Nordirak lebenden Christen waren nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen massiven Repressionen ausgesetzt. Geistliche wurden ermordet, zahlreiche Kirchen zerstört. Die Christen im Südirak zahlten während des Golfkrieges einen hohen Blutzoll, weil viele von ihnen in die Armee eingezogen wurden.