FDP-Politiker fordert Online-Beratung für Jugendliche

Mediendebatte um «Suizidforen» im Internet neu belebt

Düsseldorf (epd). Der jugendpolitische Sprecher der nordrhein-westfälischen FDP, Christian Lindner, fordert eine psychologische Online-Beratung für suizidgefährdete Jugendliche. «Die hohe Zahl von Suizidforen im Internet verlangt nach neuen Formen der Krisenintervention.»

In vielen der so genannten Selbstmordforen für Jugendliche «kommunizieren Hilflose nur mit anderen Hilflosen», sagte Lindner am 6. November dem epd. «Wir wollen diese Foren nicht schließen und können das rein rechtlich auch nicht.» Lindner schlug jedoch vor, dass geschulte Pädagogen die Internetforen gezielt nutzen sollten, um dort suizidgefährdete Jugendliche anzusprechen und ihnen andere Perspektiven zu eröffnen. Der FDP-Politiker sagte, hier entstünde eine «gefährliche Subkultur», mit der sich die Behörden bislang nicht beschäftigten.

Lindner fordert eine gemeinsame Initiative der Jugendminister der Länder, um die anonyme Beratung per Internet, die von Jugendlichen sehr geschätzt würde, auszubauen. «Dafür sind newsgroups und so genannte Foren im Internet ein sehr gutes Instrument, das viel zu wenig genutzt wird», sagte Lindner. Den «Sorgenchat» der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (www.bke-sorgenchat.de) hält Lindner für ein gutes Modell - als einzige Initiative auf Länderebene sei das jedoch zu wenig.

Die Diskussion darüber, ob Jugendliche durch so genannte Selbstmordforen zum Suizid angestiftet werden, wird in den Medien wieder breit geführt, seit am 3. November in Berlin zwei tote Jugendliche gefunden wurden, die sich laut Berichten der «Berliner Morgenpost» in einem Suzidforum im Internet kennen gelernt und zum gemeinsamen Tod verabredet hatten. Am gleichen Abend wurde im Ersten ein «Tatort» gesendet, der die Foren, in denen sich Todessehnsüchtige kennen lernen und über Tötungsmethoden austauschen, zum Thema hatte.

Dass suizidgefährdete Menschen sich von Büchern, Fernsehsendungen oder anderen «Vorbildern» zum Freitod anstiften lassen, gilt als wissenschaftlich erwiesen. Die Forschung spricht vom «Werther-Effekt», benannt nach dem Roman «Die Leiden des jungen Werther» von Johann Wolfgang von Goethe, der nach seinem Erscheinen etliche Selbsttötungen ausgelöst haben soll.