UNICEF fordert Ende der Gewalt gegen Kinder in Nahost

Berlin (epd). Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF hat Israelis und Palästinenser aufgerufen, das Blutvergießen von Kindern zu stoppen. Seit Beginn der so genannten Al-Aksa-Intifada vor zwei Jahren seien mehr als 395 Kinder und Jugendliche auf beiden Seiten getötet worden, sagte das Vorstandsmitglied von UNICEF-Deutschland, Hans Koschnick, am Dienstag in Berlin zum Weltkindertag am 20. September. 323 der Getöteten kamen aus der Westbank und dem Gazastreifen, 72 aus Israel.  Der UNICEF-Sonderbeauftragte für die Westbank und Gaza, Pierre Poupard, forderte die israelische Regierung auf, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu ihren Schulen zu erlauben. Dies sei derzeit durch die zahlreichen Ausgangssperren und Kontrollpunkte auf den Straßen in den besetzten Gebieten nicht möglich.  So seien schon in der ersten Woche des neuen Schuljahres, das am 31. August begonnen habe, mehr als 120.000 Kinder und 3.000 Lehrer vom Unterricht ausgeschlossen gewesen. In Jenin, Nablus und Hebron seien 49 Schulen geschlossen. In Ramallah und Al-Bireh hätten Schüler die Schulen wegen plötzlich verhängter Ausgangssperren nicht mehr verlassen können.  Poupard zufolge reagieren viele Kinder und Jugendliche «mit Apathie und Rückzug» auf den «hoffnungslosen Alltag». Bei einigen schlage Frustration, Demütigung und Verzweiflung auch in Gewaltbereitschaft um. Dies sei aber nur eine kleine Gruppe.  UNICEF zufolge hat sich die soziale Lage der palästinensischen Bevölkerung in den vergangenen Monaten stetig verschlechtert. Mehr als zwei Drittel der Haushalte lebten heute unterhalb der Armutsgrenze und damit mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag. Rund 500.000 Kinder seien auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen.  Kindergärten, Schulen und Gesundheitseinrichtungen müssten zu «Friedenszonen» erklärt werden und dürften nicht länger Ziele von Gewaltaktionen sein, forderte Koschnick. UNICEF zufolge leiden 80 Prozent der palästinensischen Kinder unter psychischen Problemen wie Schlafstörungen, Ängsten und Konzentrationsschwierigkeiten. Einer Untersuchung der Universität Tel Aviv zufolge leiden rund 30 Prozent der Kinder von israelischen Siedlern am so genannten posttraumatischen Stresssyndrom. Dies bedeute unter anderem Angstattacken und Verhaltensstörungen.