Bischof Huber ruft in Gedenkgottesdienst zu Gewaltfreiheit auf

Berlin (epd). Zum Jahrestag des 11. September hat der Berliner Bischof Wolfgang Huber zur Bildung einer weltweiten «Achse des Frieden» aufgerufen. Die Welt werde durch weitere Kriege nicht sicherer, sagte Huber bei einem ökumenischen Gedenkgottesdienst am Mittwoch im Berliner Dom nach vorab verbreitetem Manuskript. Der Berliner Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky, warnte vor Resignation nach den Terroranschlägen in New York und Washington vor einem Jahr.  Nach Ansicht Hubers ist ein tiefes Dilemma seit den Anschlägen neu entstanden, Gewalt mit Gegengewalt oder mit Gewaltfreiheit zu beantworten. Einen leichten Ausweg gebe es nicht. Aber die Bergpredigt weise die Richtung, dass gewaltfreies Handeln Vorrang vor allen Mitteln der Gewalt habe. Daher warnte der evangelische Bischof in seiner Predigt vor Alleingängen und weiteren militärischen Schritten, explizit gegen den Irak. Er appellierte zudem, trotz der Bedrohung die Regeln des Völkerrechts und die eigene Verfassungsordnung zu wahren.  Die Terroranschläge vom vergangenen Jahr bezeichnete Huber als «Sinnlosigkeit am helllichten Tag». Wo Gewalt gewütet habe, bleibe eine Leere. Der Glaube an Gott könne Trost im Leiden geben. Huber sprach von einer «tiefen Erschütterung», weil für «die tötende Gewalt dieses Tages die Autorität Gottes in Anspruch genommen wurde». Dies sei nichts anderes als Gotteslästerung.  Kardinal Sterzinsky warnte vor Lähmung aus Resignation. Um die Unsicherheiten und Gefährdungen des Lebens zu beheben, dürfe nichts unterlassen werden. Diesen Appell richtete Sterzinsky an Politiker und «alle Demokraten». Die Bedrohung durch den Terrorismus sei geblieben, denn die Schuldigen seien noch nicht gefasst.  Der 11. September sei ein Ereignis gewesen, das «als Fanal einer bevorstehenden, gefürchteten Entwicklung gewertet wird», sagte Sterzinsky in seiner Predigt. Denn die Anschläge hätten viel mehr Menschen gegolten, als jenen die getötet oder verwundet worden seien. Sie hätten sich gegen freiheitlich demokratische Staaten, gegen die große Militär- und Wirtschaftsmacht und schließlich gegen Religionsgemeinschaften gerichtet, die «einfach zu den Ungläubigen gezählt wurden».  An dem Gottesdienst wollten auch Bundespräsident Johannes Rau, Bundeskanzler Gerhard Schröder, mehrere Bundesminister, Bundestagspräsident Wolfgang Thierse sowie der amerikanische Botschafter Daniel R. Coats teilnehmen.