Bundespräsident Rau spricht Lage der Christen in China an

B e r l i n (idea) – Bundespräsident Johannes Rau und Bundeskanzler Gerhard Schröder haben gegenüber dem chinesischen Präsidenten Jiang Zemin auch Menschenrechtsfragen angesprochen. Der kommunistische Staatsmann befindet sich auf Staatsbesuch in Deutschland. Rau hob bei einem Abendessen die Bedeutung der Menschenrechte für den Rechtsstaat hervor und sprach auch die Lage der Kirchen in China an. Zu den Bürgerrechten zählten Minderheitenschutz, Meinungs- und Religionsfreiheit, sagte Rau. Wie aus Kreisen der Bundesregierung verlautete, habe zwischen Schröder und Jiang Einvernehmen geherrscht, den Rechtsstaatsdialog und den Gedankenaustausch über Menschenrechte auszubauen. Kanzlerberater Dieter Kastrup habe Chinas Vize-Außenminister Yang Wengchang eine von “amnesty international” erstellte Liste mit Inhaftierten übergeben. Aus Protest gegen die Christenverfolgung in China halten während Jiangs Staatsbesuch etwa zehn Mitglieder der “Partei Bibeltreuer Christen” und des “Aktionskomitees für Verfolgte Christen” (AVC) einen Hungerstreik am Brandenburger Tor ab. Sie machen insbesondere auf Todesurteile aufmerksam, die kürzlich gegen führende Mitglieder der staatlich nicht anerkannten Südchinesischen Kirche verhängt wurden. Gong Shengliang, Xu Fu-Mung, Hu Yong, Li Ying und Gong Bang Kun warten in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung, so der PBC-Vorsitzende, Pastor Gerhard Heinzmann (Karlsruhe). Der Staatspräsident stehe “voll hinter der gegenwärtigen Christenverfolgung”. Auch Bundesaußenminister Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) und der Auslandsbischof der EKD, Rolf Koppe (Hannover), haben die Todesurteile gegen Christen missbilligt. Seit Jahresbeginn sind über 200 Christen verhaftet worden; 70 wurden verurteilt. Den zum Tode Verurteilten wird Beihilfe zur Vergewaltigung und Leitung einer “bösen Sekte” vorgeworfen. Die große Masse der chinesischen Christen – mindestens 60 Millionen – versammelt sich im Untergrund. Etwa 15 Millionen Protestanten und drei Millionen Katholiken gehören staatlich anerkannten Kirchen an.