„Kunstvolle Antworten auf die Fragen unserer Zeit“

Positive Bilanz über das Jahr der Kirchenmusik 2012

Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

07. Dezember 2012

Mit über 500 Veranstaltungen hat die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) das „Jahr der Kirchenmusik“ gefeiert. Es hatte mit dem Advent 2011 begonnen und geht nun „mit einer sehr positiven Bilanz“ zu Ende, wie Propst Sigurd Rink für die EKHN bei einem Pressegespräch am Donnetstag in Frankfurt resümierte. Das Thema habe eine „enorme Breitenwirkung erzielt“, da der Schwerpunkt nicht auf großen Ereignissen gelegen habe, sondern auf die Förderung vieler kleiner Projekte vor Ort. Die EKHN hatte das Jahr unter das Motto „Kirche macht Musik – Musik macht Kirche!“ gestellt. Es stand im Rahmen der von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgerufenen Reformationsdekade, die auf das Jahr 2017, den 500. Jahrestag der Reformation zuläuft. Christa Kirschbaum, Landeskirchenmusikdirektorin der EKHN, bilanzierte, dass alle Ziele erreicht worden seien. Man habe in allen Regionen kirchenmusikalische Veranstaltungen anregen wollen, die möglichst viele Bevölkerungsschichten erreichen – auch Menschen, die der Kirche nicht eng verbunden seien.

„Lebendiger Glaube heute braucht Musik von heute“
Stefan Küchler, Vorsitzender des Verbandes der Kirchenmusiker, zeigte sich besonders erfreut, dass 35 Neukompositionen und Uraufführungen entstanden seien. Dafür hatte die EKHN Aufträge und Wettbewerbe ausgelobt, aus denen 16 moderne geistliche Musikwerke, 14 Gospelstücke, zwei Orgelstücke und mit dem Musical „Babel Blamabel“ auch ein Werk für Kinderchöre hervorgingen. Küchler betonte: „Wenn Musik lebendige Glaubensäußerung ist, braucht es Werke, die aktuelle Fragestellungen aufgreifen – lebendiger Glaube heute braucht Musik von heute!“ Küchler wies darauf hin, dass die „Kirche einer der letzten Orte in unserer Gesellschaft ist, die die Möglichkeit bieten, kunstvolle Antworten auf die Fragen unserer Zeit zu formulieren“. Allerdings fehle “eine moderne, kunstvolle Durchdringung der Schubladen E- und U, Pop und Klassik“. Dies benannte Küchler als Aufgabe für die nächsten Jahre.

Großes Interesse beim Nachwuchs
Besonders erfreut zeigte sich Landeskirchenmusikdirektorin Kirschbaum darüber, dass das Jahr der Kirchenmusik eine große Resonanz beim Nachwuchs gefunden habe. So seien 80 Prozent der Teilnehmenden am Orgelwettbewerb für nebenamtliche Kirchenmusikerinnen und -musiker unter 30 Jahre alt gewesen - der jüngste 13 Jahre alt. Kirschbaum betonte: „Kirchenmusik eröffnet jungen Menschen die Möglichkeit Musik zu erleben, zu hören, sich selbst auszuprobieren und diese zu erlernen.“ 342 Kinder- und Jugendchöre in der EKHN stünden allen Interessierten offen. Die Jungbläserarbeit der EKHN sei „oft - gerade auch in ländlichen Gebieten - die einzige Möglichkeit ein Instrument zu erlernen.“

Vielfalt durch Kooperationen
Kirschbaum wies darauf hin, dass das „vielfältige Programm“ im Jahr der Kirchenmusik durch viele Kooperationen bereichert worden sei. So sei die Komponistenwerkstatt zusammen mit einer Komponistenklasse der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt durchgeführt worden. Weitere Kooperationen gab es mit den Hochschulen für Musik in Mainz und Heidelberg. Innerhalb der EKHN hätten sich zahlreiche haupt- und nebenberufliche Musikerinnen und -musiker vernetzt. Ebenso erreichte ein Angebot des „Offenen Singens“ beim Deutschen Chorfest in Frankfurt über 2000 Menschen.

Kostproben auf youtube
Jutta Winkler, Geschäftsführerin des Jahres der Kirchenmusik, wies auf die große Bedeutung für „generations- und schichtenübergreifende Gemeinschaftserlebnisse“ hin. Als Höhepunkte medialer Aufmerksamkeit nannte sie die Flashmobs in Frankfurt und Wiesbaden. Die auf Youtube eingestellten kurzen Filme seien von über 65.000 Interessierten angeklickt worden. Einer zeige 200 Sängerinnen und Sänger, die dem erstaunten Laufpublikum im Einkaufszentrum Wiesbaden Luisenforum den berühmten Choral „Halleluja“ aus dem Oratorium „Der Messias“ von Friedrich Händel sangen. Der andere zeige einen Gospelflashmob in einem Frankfurter Kaufhaus.

Finanzen
Für das Programm im Jahr der Kirchenmusik habe neben dem normalen Budget für diesen Arbeitsbereich zusätzlich Fördermittel in Höhe von 344.500 Euro bereit gestanden, erläuterte Winkler. Davon seien 60 Prozent für Projekte von Gemeinden und Dekanaten aufgewendet worden. Der Rest habe für zentrale Vorhaben zur Verfügung gestanden. Davon Projekte für neue Musik cirka 12 Prozent, Gospelprojekte und die Nachwuchsförderung je cirka 10 Prozent sowie für Medien und Öffentlichkeitsarbeit cirka 8 Prozent.

Kirchenmusik in der Evangelischen Landeskirche in Hessen und Nassau
Kirchenmusik hat seit der Reformation in den evangelischen Kirchen einen hohen Stellenwert. Sie umfasst nicht nur die Gestaltung von Gottesdiensten, sondern auch konzertante geistliche Musik und die Gemeindebildung durch Posaunen- und Vokalchöre, Bands und Instrumentalgruppen.

In der EKHN gibt es 898 Chöre mit über 21.000 Sängerinnen und Sängern, 367 Posaunenchöre mit über 5.000 Mitwirkenden, 283 Instrumentalkreise mit über 2.600 Musizierenden sowie 342 Kinder- und Jugendchöre mit 4.800 Mitgliedern. Im Jahr 2011 wurden in der EKHN 4.218 geistliche Konzerte veranstaltet, zu denen über 424.000 Menschen kamen. In der EKHN arbeiten 131 hauptamtliche Musikerinnen und Musiker. Weitere 1.100 Honorarkräfte leiten die Chöre in den 1.170 Gemeinden. 3.300 Honorarkräfte spielen in den Gottesdiensten die Orgel.

Abschluss am 14. und 16. Dezember mit Chor und Bigband
Das Jahr der Kirchenmusik endet am 14. und 16.Dezember 2012 mit einem Konzert für Solo, Chor und Bigband, bei dem 14 neue Gospel-Arrangements mit Einflüssen von Mainstream Swing über Funk und Latin bis hin zu experimentellem Jazz uraufgeführt werden.
Weitere Informationen unter
www.kirche-macht-musik-ekhn.de.

Frankfurt, 6. Dezember 2012

www.ekhn.de