"Uns gegenseitig halten, weil Gott uns hält"

Erzbischof Zollitsch bei Trauerfeier: Vom Netz der Nächstenliebe getragen – Landesbischof Fischer: Gottes Wege weisen aus der Trostlosigkeit

Evangelische Landeskirche in Baden

01. Dezember 2012

„Die Last der Trauer ist groß. Die Bürde des Unglücks droht uns niederzudrücken“, sagte Erzbischof Dr. Robert Zollitsch am Samstag (1.12.) bei einem ökumenischen Trauergottesdienst für die Opfer der Brandkatastrophe in Titisee-Neustadt. Der Gottesdienst, zu dem auch Bundespräsident Joachim Gauck in den Hochschwarzwald gereist war, wurde von Erzbischof Zollitsch gemeinsam mit dem evangelischen Landesbischof Dr. Ulrich Fischer gehalten.

Beide Bischöfe versuchten, die trauernden Angehörigen, Freunden und Arbeitskollegen der 14 am Montag bei der Brandkatastrophe in Neustadt Getöteten zu trösten. Der Gottesdienst wurde live im Fernsehen und im Hörfunk übertragen. Der Erzbischof von Freiburg erklärte: „Wir können nicht so recht fassen, was sich da in den Räumen der Caritas-Werkstätte abspielte. Wir können nicht begreifen, was geschehen ist. Trotz des größtmöglichen Einsatzes von Rettungskräften und Feuerwehr mussten 14 Menschen sterben. Ohne von ihnen Abschied nehmen zu können, wurden sie aus unserer Mitte gerissen.“

In seiner Predigt erklärte Erzbischof Zollitsch, es sei wichtig, zu wissen und zu spüren: „Es gibt andere, die mir zur Seite stehen, die mit mir leiden, die mitleiden.“ Der Erzbischof von Freiburg sagte in der Trauerfeier: „Wie viele Menschen haben am Montag und in den Tagen danach angepackt und haben in beeindruckender Weise alles Menschenmögliche getan, um noch Schlimmeres zu verhindern. Sie haben Herz und Haus geöffnet, um Hilfe zu leisten und in der Not beizustehen. Es ist wichtig, Menschen zu haben, mit denen wir gemeinsam trauern und weinen können. In der Familie. Mit Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen. Mit Seelsorgern und Mitarbeitern des Notfallnachsorgedienstes.“ Zollitsch bezeichnete die Trauerfeier in der St.-Jakobus-Kirche in Neustadt als Ausdruck der Verbundenheit und Anteilnahme: „ Es ist zugleich mehr: Wir suchen Beistand und Trost bei Gott. Wir tragen unsere Erschütterung, unsere Betroffenheit und unsere Anliegen vor ihn.“

Mit dem Ruf „Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt?“ griff der evangelische Landesbischof Ulrich Fischer in seiner Ansprache die Klage aus einem alten Adventslied auf. Vor der Trauergemeinde sagte er: „Viele wissen nicht, was morgen sein wird. Wie das Leben weitergeht – ohne den Freund, ohne die Mitarbeiterin, ohne den Sohn, ohne die Schwester, ohne den vertrauten Menschen an meiner Seite. Und sie spüren schmerzlich eine tiefe Trostlosigkeit im Herzen.“ Niemand wisse, ob Worte des Trostes heute die Herzen jener erreichen können, die erschüttert und erstarrt sind angesichts des Unglücks, das sie getroffen hat. Aber die Gemeinde in Titisee-Neustadt feiere heute Gottesdienst in der Hoffnung, „dass Gott Wege aus der Trostlosigkeit weisen, dass er Erschrecken und Trauer in Lebenszuversicht und Hoffnung verwandeln kann“.

01. Dezember 2012

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