Die entfesselten Finanzmärkte regulieren

Auf westfälische Initiative tagen Fachleute aus Kirche und Wirtschaft in Sao Paulo

Evangelische Kirche von Westfalen

02. Oktober 2012

Die Weltgemeinschaft der Kirchen strebt eine Allianz mit Wissenschaft und Politik an, um neue, gerechtere Regeln für eine globale Finanzwirtschaft aufzustellen und durchzusetzen. Um dieses große Ziel zu erreichen, findet auf Initiative der Evangelischen Kirche von Westfalen derzeit im brasilianischen Sao Paulo eine Konferenz des Ökumenischen Rates der Kirchen (Weltkirchenrat) statt. Daran nehmen auch der Europa-Abgeordnete Sven Giegold sowie der westfälische Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller teil, auf den die Initiative zurückgeht.

Die in Sao Paulo noch bis 5. Oktober versammelten Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft wollen sich gemeinsam mit Kirchenvertretern aus allen Kontinenten auf Kernforderungen einer neuen „Finanz- und Wirtschaftsarchitektur“ verständigen. Sven Giegold: „Es stimmt mich hoffnungsvoll, dass die Kirche grenzüberschreitend und fachlich kompetent mit einer globalen Erklärung ihre Stimme erheben will. Die Wirtschaft muss dem Leben dienen. Gerade für die Finanzmärkte muss das immer wieder gelten.“

Auch nach Ulrich Möllers Überzeugung ist die Zeit reif für eine gerechte Gestaltung der Globalisierung. Der Theologe fordert eine Regulierung der entfesselten Finanzmärkte nach ethischen Kriterien: „Nur so kann die globale Marktwirtschaft eingebettet werden in Rahmenbedingungen, die dem Leben aller Menschen dienen. Nur so können wir die Herausforderungen des Klimawandels bewältigen. Es geht um das Überleben vieler und ein würdiges Leben aller Menschen.“ Die Maßnahmen, mit denen die internationale Gemeinschaft auf die globale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 reagierte, seien oberflächlich und von geringer Wirkung. Die führenden reichen Industrienationen und die internationalen Finanzinstitutionen ignorierten bislang außerdem die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Wechselwirkungen des Klimawandels, so Möller.

Im Anschluss an die Konferenz sollen hochrangige Vertreter von Wissenschaft, Politik und Kirchen die Forderungen nach einer gerechten und nachhaltigen „Finanz- und Wirtschaftsarchitektur“ in die öffentliche Debatte einbringen. Die Vollversammlung des Weltkirchenrates 2013 könnte den Forderungen Nachdruck verleihen.

Der Ökumenische Rat der Kirchen ist eine weltweite Gemeinschaft von 349 christlichen Kirchen verschiedener Konfessionen. Mitveranstalter der Konferenz in Sao Paulo ist außerdem die Weltgemeinschaft der Reformierten Kirchen, unter deren Dach über 200 evangelische-reformierte Kirchen vereinigt sind.

02. Oktober 2012

Evangelische Kirche von Westfalen
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