„Wofür mein Herz brennt…!“

Politik – Wirtschaft – Medien: Hannelore Kraft, Heinrich Deichmann und Gisela Steinhauer

Evangelische Kirche von Westfalen

26. September 2012

Dortmund. Wenn NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft auf Heinrich Deichmann, Europas größten Schuhhändler, und Gisela Steinhauer, Radiomoderatorin und freie Journalistin, trifft, dann kommen Politik, Wirtschaft und Kultur miteinander ins Gespräch. Über Gott und die Welt, Kirche und Heimat, soziale Verantwortung und Respekt, Geld, gute Ideen und handfestes Engagement. So geschehen am Dienstagabend (25.9.) in der St. Reinoldikirche. Die ungewöhnliche Talkrunde unter dem Motto „Wofür mein Herz brennt…!“ traf sich im Rahmen des 5. AMD-Kongresses für Theologinnen und Theologen, der noch bis Donnerstag (27.9.) in Dortmund stattfindet.

Egal, wo sie stehen oder sitzen – ob an der Spitze einer Landesregierung, in der Chefetage eines Unternehmens oder am Radiomikrofon – eines teilen die drei Talkgäste: die Leidenschaft für ihre Arbeit. Hannelore Kraft, die, wie sie selbst sagt, viel Energie aus den zahlreichen Begegnungen mit Menschen zieht, ist sicher: „Ich habe den schönsten Beruf, den ich mir vorstellen kann!“ Was Gisela Steinhauer augenzwinkernd bestreitet. Schließlich habe sie den schönsten Job auf der Welt. Und Horst Deichmann stellt klar: „Ein Unternehmer muss was unternehmen, er darf nicht nur verwalten.“ Und unternehmen, helfen, zupacken tut er. Das hat der heute 49-jährige Betriebswirt, der eigentlich Geschichte und Theologie studieren wollte, schon von Kindesbeinen an gelernt. Er erinnert sich an das Kinderheim in der Nachbarschaft und seinen Vater, der immer wirtschaftliche, aber auch soziale Verantwortung wahrgenommen habe. Der mit den „Erträgen der Firma viel Gutes getan hat“. Ihm wolle er nacheifern. Und unterstützt heute zahlreiche Projekte im In- und Ausland. In Afrika und Asien ebenso wie im Ruhrgebiet, in Duisburg und Dortmund. Denn: „Es gibt große Not – direkt vor der eigenen Haustür.“ Sein Wunsch: „Menschen zu finden, die mithelfen, dass das Elend gelindert wird.“ Um wirklich zu helfen, so Deichmann, brauche es Wort und Tat, Geld und Menschen, die mitmachen: „Erst wenn wir anderen helfen, wird unser Leben zu einem erfüllten Leben!“

Helfen hat auch was mit dem Kampf gegen Ungerechtigkeit zu tun. Und die ist ein Reizwort für Hannelore Kraft: „Ich kann Ungerechtigkeit nicht ertragen!“ Und darum sei sie auch in der Politik gelandet. Um etwas dagegen zu tun. Jeder, da ist sie sicher, habe eine Aufgabe im Leben.

„Du musst nur wissen, wofür du brennst…“ Das habe sie als Mutter ihrem Sohn mit auf den Weg gegeben. Angesichts zunehmender Aggression und mangelnden Respekts in der Gesellschaft forderte die SPD-Politikerin „eine große gesellschaftliche Debatte“, an der sich die Kirchen ebenfalls beteiligten. Schließlich gebe es „eine Menge zu tun!“ Mehr Respekt im Miteinander wünscht sich auch Gisela Steinhauer. Im täglichen Umgang, aber auch im Internet, das für sie mehr und mehr zur „öffentlichen Hinrichtungsstätte“ wird: „Wenn ich mal regieren dürfte, würde ich das Internet einfach verbieten.“ Und noch einen Wunsch hat sie: mehr Freude – weniger Unmut. „Ich glaube, wir müssen mehr strahlen. Schließlich haben wir so viel Grund, als Christen dankbar zu sein. Hier geht’s mir oft zu muffelig zu.“

Stichwort Wirtschaft und Kirche: Da mag Heinrich Deichmann nicht vergleichen. Während sich ein Unternehmen stets Wettbewerb, Markt und Kundenansprüchen anpassen müsse, bleibe der Auftrag der Kirche stets der gleiche: mitzuhelfen, das Reich Gottes auf Erden zu bauen. Sich der Sinn- und Existenzfrage zu stellen und die frohe Botschaft zu verkündigen. Apropos frohe Botschaft: Kirche sollte versuchen, „normal“ zu reden. Manche Predigten seien ihr „viel zu abgehoben“, kritisiert Gisela Steinhauer. „Dabei sind wir Kirche und sollten so miteinand er reden, dass man sich versteht. Dann kann man auch mal auf den Putz hauen!

5. AMD-Kongress für Theologinnen und Theologen Die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste (AMD) im Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist Veranstalterin des 5. AMD-Kongresses für Theologinnen und Theologen, der vom 24. bis 27. September in Dortmund stattfindet. In Anlehnung an die biblische Emmausgeschichte (Lukas 24,13-35) lautet das Motto: „Brannte nicht unser Herz…“ Zwischen Überforderung und Verheißung“. Auf die insgesamt 850 Teilnehmenden und Mitwirkenden warten neben diversen Großveranstaltungen rund 60 Foren, Workshops und Seminare. Frühere Veranstaltungsorte waren Stuttgart (1987), Hannover (1994), Braunschweig (1998) und Leipzig (2006).

„Brannte nicht unser Herz… Zwischen Überforderung und Verheißung“ 5. AMD-Kongress für Theologinnen und Theologen Dortmund 24.-27. September 2012

26. September 2012

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