Frank Otfried July ins Bischofsamt eingeführt

Landeskirche nimmt Abschied von Landesbischof Gerhard Maier

Evangelische Landeskirche in Württemberg

Stuttgart. Frank Otfried July ist neuer Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. In einem feierlichen Gottesdienst am Samstag, 23. Juli, in der Stuttgarter Stiftskirche führte ihn sein Vorgänger, Gerhard Maier, in das neue Amt ein. Vor rund 1000 Gottesdienstbesuchern, darunter Gästen aus Kirche, Ökumene, Politik und Gesellschaft, gab der scheidende Landesbischof das Bischofskreuz an seinen Nachfolger weiter. Frank Otfried July ist mit 51 Jahren der jüngste Bischof in der Geschichte der württembergischen Landeskirche.

„Wir hätten viel gewonnen, wenn viele auf Christus hörten“, sagte Frank Otfried July in seiner ersten Predigt als Oberhaupt von rund 2,3 Millionen evangelischen Christen in Württemberg. „Wer den Willen Gottes, des Vaters Jesu Christi, tun möchte“, so July, „der tut vieles nicht, was unserem Land und den Menschen zum Schaden wird.“ Das gesellschaftliche Engagement der Kirche erwachse aus dem Hören auf Jesus Christus. Er sei das Fundament, auf dem die Kirche auch in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen und Veränderungsprozesse ihren Halt finde. „Wer glaubt, bleibt!“, betonte der neue Landesbischof. Christen wüssten, dass nicht Menschen, sondern Gott „das Fundament dieser Welt und den Grund unseres Lebens“ gelegt habe. Das, so der Bischof, habe Konsequenzen für das Handeln der Kirche: „Von der Ökologie über die Ökonomie bis zur Bio- oder Medizinethik. Von Christus her werden wir immer für die Unverfügbarkeit des Lebens einstehen, für seine Würde und seinen Schutz“. Dabei müsse die Kirche das Gespräch suchen „mit gesellschaftlichen Gruppen, Wissenschaft, Medien und Politik, das ist fundamental“.

Der scheidende Landsbischof Gerhard Maier wünschte seinem Nachfolger „den Mut des Heiligen Geistes“ und „viele offene Türen“. „Der Herr lasse dich die Liebe aus der Gemeinde spüren und gebe dir immer neu die innere Souveränität“, gab Maier July mit auf den Weg. Die württembergische Landeskirche sei eine der größten und zugleich eine der schönsten in Deutschland, sagte Maier, Gott habe in Württemberg eine „einzigartige Segensgeschichte“ geschrieben. „In dieser Kirche“, so Maier, „ist das Bischofsamt spannend, schön und schwer zugleich“.

Zuvor hatte der Präsiden der württembergischen Landessynode, Horst Neugart, Gerhard Maier für seine vierjährige Amtszeit gedankt. Der scheidende Bischof habe „in großer Bescheidenheit und geistlich überzeugend unsere Kirche geleitet“ und „sich in der Öffentlichkeit und im gesellschaftlichen Diskurs klar zu Wort gemeldet“. Er sei ein „Bischof für alle“ gewesen, sagte Neugart.
Beim anschließenden Festakt in der Stuttgarter Liederhalle begrüßten Ministerpräsident Günther Oettinger, der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber sowie der katholische Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, den neuen Landesbischof und nahmen Abschied von Gerhard Maier.

Landesbischof Gerhard Maier habe „die Stimme Württembergs klar und vernehmlich in der Gemeinschaft der Evangelischen Kirche in Deutschland zur Sprache gebracht“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber. Der scheidende Landesbischof habe seiner Landeskirche „einen eigenständigen Platz gesichert“ und wie seine Vorgänger, Helmut Claß, Hans von Keler, Theo Sorg und Eberhardt Renz, seine „unverkennbare Stimme“ eingebracht. Diese Stimme, so Huber, sei geprägt gewesen „durch die besondere Glaubenserfahrung eines Menschen, der im württembergischen Pietismus verwurzelt ist und in ihm die Liebe zur Heiligen Schrift gelernt hat“. Frank Otfried July mit seinen „biografischen Erfahrungen aus der Universität, der kirchenleitenden Arbeit und der Diakonie“, aus werde nun eine neue, eigenständige Stimme Württembergs erheben, sagte der Ratsvorsitzende. Huber hieß den neuen Landesbischof in der Gemeinschaft der Evangelischen Kirchen in Deutschland willkommen. „Die große Gemeinschaft der Evangelischen im Lande freut sich auf Sie“, sagte er.

Er sei „dankbar für das gute und brüderliche Verhältnis der evangelischen und katholischen Bischöfe in unserem Land“ und gewiss, „dass auch der neue Bischof für die Einheit der Christen nach Kräften eintreten“ werde, sagte der Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, in seinem Grußwort. „Ich bin zuversichtlich“, fuhr Fürst fort, „dass die katholischen und evangelischen Bischöfe auch in Zukunft mit gemeinsamer und hörbarer Stimme die Heilsbotschaft Christi verkünden werden“. Fürst würdigte den scheidenden Landesbischof Gerhard Maier, als „fairen Partner und guten Nachbarn, der uns immer offen und menschlich wohltuend begegnet ist“. Zum Abschied überreichte er Gerhard Maier die Silberne Martinusmedaille, die höchste Auszeichnung, die die Diözese Rottenburg Stuttgart zu vergeben habe.


Klaus Rieth
Pressesprecher der württembergischen Landeskirche

22. Juli 2005