Orgelbau und Orgelmusik sollen Unesco-Kulturerbe werden

Experte aus Baden reicht Antrag ein

Evangelische Landeskirche in Baden

21. März 2016

Karlsruhe/Freiburg. Der Orgelbau und die Orgelmusik sind von der Bundesregierung als deutscher Vorschlag für die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ nominiert worden. Die Orgel und ihre Musik sollen damit zum UNESCO-Kulturerbe werden. Der entsprechende Antrag wurde jetzt im Auftrag der Vereinigung der Orgelsachverständigen Deutschlands (VOD) durch Prof. Dr. Michael Gerhard Kaufmann eingereicht. Der Orgelexperte wirkt unter anderem als Orgelsachverständiger für die Erzdiözese Freiburg und die Evangelischen Landeskirche in Baden.

Orgeln sind ein weltweites Phänomen. Es gibt sie in Kirchen, Konzertsälen, Salons, Wohnzimmern, Musikhochschulen und anderswo. Die allergrößte Dichte an Orgeln gibt es jedoch in Deutschland mit etwa 50.000 Instrumenten. Deshalb kommt der Antrag, Orgelbau und Orgelmusik in das Verzeichnis des UNESCO-Kulturerbes einzutragen, auch aus Deutschland. „Hinzu kommt, dass aus den handwerklichen und musikalischen Traditionen heraus viele Innovationen im Orgelbau durch deutsche Orgelbauer und Komponisten entstanden sind. Seit dem ausgehenden Mittelalter ist Deutsch die Hauptfachsprache im Orgelbau“, stellt der Organist und Musikwissenschaftler Michael Kaufmann fest.

400 Orgelbaubetriebe mit etwa 2.800 Mitarbeitern gibt es derzeit in Deutschland, davon liegen allein 50 Betriebe mit rund 500 Mitarbeitern in Baden-Württemberg. Auch heute werden immer wieder Orgeln neu gebaut. Bundesweit sind das jährlich rund 100 Orgelneubauten, im Erzbistum Freiburg gibt es zwischen acht und zwölf pro Jahr, in der Evangelischen Landeskirche in Baden etwa fünf. Neben dem Orgelneubau ist vor allem die Substanzerhaltung ein wichtiges Thema für Orgelbauer. Orgeln müssen sachgerecht konserviert, restauriert, gewartet und gepflegt werden. Orgelbauer schützen Instrumente vor dem Verfall und erhalten sie für die Zukunft. Damit machen sie diese für jeden Kirchen- oder Konzertbesucher als Teil der eigenen Kultur immer wieder neu erlebbar.

Mehr als 300 Orgelsachverständige sorgen sich im Auftrag der Kirchen und der staatlichen Denkmalpflege um den Bestand in den historisch gewachsenen Orgellandschaften. Gespielt werden die Instrumente von etwa 3.500 hauptamtlichen Organisten und mehreren Tausend im Nebenamt, vor allem in den Gottesdiensten. Die Hochschulen für Musik sowie die Bistümer und Landeskirchen haben für deren Ausbildung spezielle Studiensysteme.

Die enge Verbindung von Orgeln und Kirchen reicht bereits auf Karl den Großen zurück, viele Orgeln wurden zu seiner Zeit von Bischöfen und Äbten als Zeichen der Repräsentation errichtet. In der Renaissance erkannte man, dass die Orgel und der Orgelklang die vornehmste Vertretung für die menschliche Stimme ist. Hinzu kommt, dass man mit keinem anderen akustischen Instrument so große Räume beschallen kann wie mit der Orgel, die sich damit für die Begleitung von Hymnen und Chorälen besonders gut eignet.

Evangelische Kirche in Baden
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