Neue Leiterin für die Bundesstiftung Vertreibung

Berlin (epd). Die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung bekommt nach mehr als einjähriger Vakanz eine neue Leitung. Der Stiftungsrat wählte einstimmig die Chefin des Alliiertenmuseums in Berlin, Gundula Bavendamm, zur neuen Direktorin der Stiftung, wie Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) mitteilte. Die 50-jährige Historikerin und Kulturmanagerin wird ihr Amt zum 1. April antreten.

Um die Neubesetzung des Direktorenpostens der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung hatte es monatelange Querelen gegeben: Der letzte Direktor musste 2014 gehen, sein 2015 gewählter Nachfolger sagte kurz vor Amtsantritt nach internen Differenzen ab. Grütters sprach von einem wichtigen "Schritt in die Zukunft der Stiftung". Es komme jetzt darauf an, "die Arbeit der Stiftung vertrauensvoll voranzubringen", betonte die Kulturstaatsministerin als Stiftungsratvorsitzende.

Bruch mit dem Beraterkreis

Die kulturpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, Ulle Schauws, forderte eine "konzeptionelle Neuaufstellung der Stiftung". Die Personalquerelen der Vergangenheit hätten dem internationalen Ansehen der Stiftung geschadet und eine notwendige inhaltliche Neuausrichtung verhindert. "Gerade jetzt, da die Themen Flucht und Vertreibung viele Menschen bewegen und die Zahl rassistischer Angriffe permanent zunimmt", sei es wichtig, dass die Stiftung zu einem Ort des Dialogs und der Aufklärung wird, sagte Schauws. 

Der letzte Stiftungsdirektor, Manfred Kittel, musste Ende 2014 gehen, nachdem es zum Bruch mit dem international besetzten wissenschaftlichen Beraterkreis gekommen war. Grund waren unter anderem unterschiedliche Vorstellungen über die Ausrichtung der geplanten Dauerausstellung, die ab 2019 gezeigt werden soll, sowie eine Sonderausstellung im Deutschen Historischen Museum, gegen die der wissenschaftliche Beirat Einwände hatte. Ein zeitweilig gefundener Nachfolger für Kittel, der Düsseldorfer Historiker Winfrid Halder, hatte Anfang November vergangenen Jahres den Direktorenposten nicht angetreten. Seine Wahl war umstritten, weil er als CDU-nah galt. Wegen Halders Berufung waren mehrere Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirates der Stiftung zurückgetreten, darunter zwei polnische Vertreter.

Evangelische Kirche im Rat vertreten

Bavendamm leitet seit 2010 das Alliiertenmuseum in Berlin. Grütters nannte die neue Direktorin der Bundesstiftung eine erfahrene Ausstellungsmacherin, die gut vernetzt sei. Bavendamm hat nach Angaben von Grütters mehr als 15 Jahre Erfahrung als Kuratorin und Projektleiterin historischer und kulturhistorischer Ausstellungen. Zudem habe sie als Herausgeberin und Mitautorin zahlreiche wissenschaftliche Publikationen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht.

Die Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung wurde Ende 2008 errichtet. Träger ist das Deutsche Historische Museum in Berlin. Zweck der Stiftung ist es, das Gedenken an Flucht und Vertreibung im 20. Jahrhundert wachzuhalten und zur Versöhnung beizutragen.

In der Vergangenheit hatte es im 21-köpfigen Stiftungsrat immer wieder Auseinandersetzungen über die Ausrichtung der Stiftung gegeben. Unter anderem hat der Bund der Vertriebenen (BdV) sechs Vertreter im Stiftungsrat. Der Bundestag ist mit vier Repräsentanten und die Bundesregierung mit dreien vertreten. Außerdem entsenden die evangelische und die katholische Kirche sowie der Zentralrat der Juden jeweils zwei Vertreter in den Stiftungsrat. Weitere Mitglieder sind der Präsident der Stiftung "Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland", Hans Walter Hütter, und der Präsident der Stiftung "Deutsches Historisches Museum" als Trägerstiftung, Alexander Koch.

Schauws sprach sich für eine neue Zusammensetzung des Stiftungsrates aus. Der Zentralrat der Sinti und Roma sowie Vertreter von Migranten- und Flüchtlingsorganisationen sollten künftig vertreten sein, sagte die Grünen-Politikerin.

23. Februar 2016