Holocaust-Gedenktag erinnert an NS-Gräuel

Frankfurt a.M./New York (epd). Der Holocaust-Gedenktag erinnert an zahlreichen Orten an die Opfer des Nationalsozialismus. Im Plenarsaal des Bundestags findet eine Gedenkstunde statt, zu der Ruth Klüger, eine der jüngsten Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz, als Hauptrednerin erwartet wird. Zuvor will Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im Parlamentsgebäude Paul-Löbe-Haus eine Ausstellung über Zwangsarbeit im ländlichen Raum eröffnen.

Im Deutschen Historischen Museum wird die Sonderausstellung "Kunst aus dem Holocaust - 100 Werke aus der Gedenkstätte Yad Vashem" gezeigt. Die Werke sind in den Jahren 1939 bis 1945 entstanden. 24 der 50 ausgestellten Künstler wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

In Washington werden am Holocaust-Gedenktag in Anwesenheit von US-Präsident Barack Obama in der israelischen Botschaft amerikanische und polnische Bürger posthum mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Die israelische Gedenkstätte Yad Vashem vergibt diese Ehrung an Nichtjuden, die während des Holocaust ihr Leben riskierten, um Juden zu retten. Es ist die höchste staatliche Ehrung Israels und mit einer Ehrentafel in der Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem verbunden.

Warnung vor neuem Antisemitismus

Der Internationale Holocaust-Gedenktag wird seit 2006 jährlich am Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau begangen. Bereits 1996 hatte in Deutschland der damalige Bundespräsident Roman Herzog den 27. Januar als Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus festgelegt. Rund 1,1 Millionen Menschen, vor allem Juden, wurden in Auschwitz umgebracht. Insgesamt wurden in den Konzentrations- und Vernichtungslagern der Nationalsozialisten rund sechs Millionen Juden ermordet.

Vor dem Gedenktag warnte der Jüdische Weltkongress vor wachsendem Antisemitismus. Es sei bislang selbstverständlich gewesen, dass sich die Gräuel gegen das jüdische Volk während des Zweiten Weltkrieges niemals wiederholen dürften, sagte Präsident Ronald Lauder in einem Aufruf, der in New York und Brüssel veröffentlicht wurde. Doch sieben Jahrzehnte nach dem Holocaust gebe es weltweit neue gefährliche Formen von Antisemitismus. Der oft wiederholte Slogan "Nie wieder" dürfe kein Lippenbekenntnis bleiben.

Überlebende in Armut

Lauder beklagte zudem, dass Holocaust-Überlebende in vielen Ländern in Armut lebten. Es sei wichtig, an die Schoah und die sechs Millionen ermordeten Juden zu gedenken. Es sei aber genauso wichtig, die schlimme Situation von vielen Überlebenden im Blick zu behalten. Lauder: "Sie haben es verdient ihr Leben in Würde zu leben. Nach Angaben des Jüdischen Weltkongresses gibt es weltweit rund 500.000 Schoah-Überlebende.

Zum 71. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz rief Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus auf. Besonders in der aktuellen politischen Situation sei dafür ein "Schulterschluss zwischen Staat und Zivilgesellschaft" notwendig, sagte der Regierungschef am Dienstag in Potsdam. Woidke: "Die Blutspur der Nationalsozialisten, die sich durch Europa zog, ist ewige Mahnung, sich rassistischer Hetze, rechtsextremistischen, antisemitischen und neonazistischen Umtrieben bereits in den Anfängen entgegen zu stellen."

26. Januar 2016

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