Thomas Sternberg ist neuer Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken

Bonn (epd). Der neue Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, will den Dialog zwischen Laien und Bischöfen vorantreiben. Die Entwicklung hin zu stärker synodalen Verfahren sei eine der wichtigsten anstehenden Aufgaben, sagte Sternberg am 20. November nach seiner Wahl in Bonn. Glückwünsche für den Nachfolger von Alois Glück gab es aus Kirche und Politik.

In der Vollversammlung der katholischen Laienorganisation entfielen auf den nordrhein-westfälischen CDU-Landtagsabgeordneten 110 von 190 Stimmen. Sternberg zeigte sich überrascht über das Abstimmungsergebnis. Er habe nicht damit gerechnet, mehr Stimmen als seine Gegenkandidatin, die CDU-Bundestagsabgeordnete Maria Flachsbarth, zu erhalten, räumte Sternberg ein. Erstmals in der Geschichte der katholischen Dachorganisation hatte es für den Präsidentenposten zwei Kandidaten gegeben. Seit Gründung des Zentralkomitees ist der Präsidentenposten in der Hand von Unionspolitikern.

"Uns aufstellen, so dass unser Wort gehört wird"

Mit dem Glückwunschschreiben des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Marx, sei durch die Bischöfe die Wahl bestätigt, sagte Zentralkomitee-Generalsekretär Stefan Vesper. Die Kirche stehe vor der Frage, wie sie sich in einer veränderten Welt, in der katholische Christen eine Minderheit darstellten, positioniere, sagte Sternberg. "Kirche muss nicht das sein, was sie immer war. Aber wir müssen uns fragen, wie wir uns aufstellen, so dass unser Wort gehört wird."

Kardinal Marx schreibt in seiner Gratulation, er hoffe auf eine vertrauensvolle Kooperation mit dem neuen Zentralkomitee-Präsidenten. Marx bat Sternberg, den 100. Katholikentag 2016 in Leipzig als "kraftvolles Zeichen der Präsenz der Katholiken in Deutschland" zu nutzen.

In seinem Glückwunschschreiben bezeichnete Bundespräsident Joachim Gauck das Zentralkomitee der deutschen Katholiken als ein wichtiges Bindeglied zwischen Kirche und Gesellschaft. Es sei ein Ort, an dem Christen das Zeugnis ihres Glaubens in die Welt und das Zeugnis dieser Welt in die Kirche hineintragen. Dieser Dialog sei heute wichtiger denn je. Aus seiner Arbeit in Politik und Erwachsenenbildung sowie aus dem kirchlichen Engagement bringe Sternberg einen reichen Erfahrungsschatz für die neue Aufgabe an der Spitze der katholischen Laienorganisation mit, schreibt das Staatsoberhaupt.

Starke und gewichtige Stimme der katholischen Laien

CDU-Generalsekretär Peter Tauber äußerte, Sternberg werde eine starke und gewichtige Stimme der katholischen Laien in gesellschaftlichen Debatten sein. Dem bisherigen Präsidenten Glück bescheinigte er, das Zentralkomitee mit seiner ausgleichenden Art, seinem bestechenden Intellekt und seiner wertebasierten Standfestigkeit die vergangenen sechs Jahre geprägt zu haben. Für die SPD-Bundestagfraktion gratulierte die Beauftragte für Kirchen und Religionsgemeinschaften, Kerstin Griese, dem neuen Präsidenten des Dachverbandes der katholischen Laien. "Auf die Impulse von Thomas Sternberg sind wir gespannt und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit", schreibt die SPD-Politikerin.

Der Theologe und Kunsthistoriker Sternberg, Direktor der Katholisch-Sozialen Akademie Franz-Hitze-Haus in Münster, tritt zunächst für zwei Jahre die Nachfolge Alois Glücks an. Der CSU-Politiker hatte bereits vor seiner Wiederwahl im November 2013 angekündigt, nur noch für zwei statt der regulären vier Jahre zur Verfügung zu stehen. In seinem letzten Bericht hatte Glück die Katholiken ermutigt, sich politisch mehr zu engagieren. Der Einfluss der Kirche in Gesellschaft und Politik setze voraus, dass genügend Menschen aus den kirchlichen Gemeinschaften dazu bereit seien.

"Wirkliche Gefahren sind im Inneren unserer Kirche"

Zur kirchlichen Situation sagte Glück: "Die wirklichen Gefahren für unsere Kirche sind nicht irgendwelche Feinde von außen. Die wirklichen Gefahren sind im Inneren unserer Kirche." Mehr Transparenz und nachvollziehbare Entscheidungen seien das wirksamste Mittel gegen die Kirche belastende Entwicklungen, empfahl er im Hinblick auf Skandale in den vergangenen Jahren.

Nach einer Bäckerlehre im elterlichen Betrieb und Abendgymnasium studierte Sternberg Germanistik, Kunstgeschichte und Theologie in Münster, Rom und Bonn. In Münster wurde er in Germanistik mit einer Arbeit über die Lyrik Achim von Arnims promoviert. Eine zweite Doktorarbeit in Theologie in Bonn hatte die Sozialeinrichtungen des 4. bis 7. Jahrhundert als Thema. Er ist verheiratet und hat fünf Kinder.

23. November 2015

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