Evangelische Kirche erinnert an die Ostdenkschrift von 1965

Berlin/Frankfurt a.M. (epd). Mit einem Festakt erinnern die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Polnische Ökumenische Rat am 17. September an die vor 50 Jahren erschienene Ostdenkschrift. In der Berliner Friedrichstadtkirche wird Außenminister Walter Steinmeier (SPD) über "Versöhnung und Verständigung als Leitlinie politischen Handelns" sprechen. Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm führt in den Text der Ostdenkschrift ein und skizziert dessen Wirkung.

Bis heute gilt die Ostdenkschrift, in der 20 Jahre nach Kriegsende eine Preisgabe deutscher Ansprüche auf Gebiete östlich der Oder-Neiße-Grenze und eine Verständigung mit Polen empfohlen wird, als gelungenstes Beispiel öffentlicher Stellungnahmen der EKD. Zugleich wurde sie heftig kritisiert. Die später von der ersten der sozialliberalen Regierung forcierte Ostpolitik stützte sich auch auf diesen EKD-Text. Zu dessen Mitautoren gehörte der spätere Bundespräsident Richard von Weizsäcker.

Damals ein Tabubruch

Die evangelische Ostdenkschrift beklagt das Unrecht gegenüber den deutschen Vertriebenen. Zugleich wirbt das Dokument dafür, das neue Heimatrecht der polnischen Bevölkerung in den ehemals deutschen Gebieten anzuerkennen. Dies war in dieser Zeit ein Tabubruch.

Über Erfahrungen der Kirchen in Polen mit der Aussöhnung spricht orthodoxe Erzbischof Jeremiasz von Breslau-Stettin. Seit 2002 ist er Vorsitzender des Polnischen Ökumenischen Rates, der seit 1946 sieben Kirchen in dem überwiegend katholischen Polen vereint.

In der evangelischen Kirche gibt es Initiativen für eine "neue Ostdenkschrift". Auf dem Stuttgarter Kirchentag im Juni 2015 fand eine Resolution die nötige Zustimmung, in der vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts eine neue europäische Friedensordnung verlangt wird. "Wir gehen in die Irre, wenn wir meinen, eine Front der Guten gegen die Bösen vor uns zu haben", heißt es in der Entschließung, die von dem früheren Weltkirchenrats-Generalsekretär Konrad Raiser und früheren DDR-Bürgerrechtlern lanciert wurde.

16. September 2015

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